Beiträge vom 27. Februar 2007

Wie schön, dass es noch Intellektuelle gibt

Dienstag, 27. Februar 2007 1:23

Hier ein cooler Franzose, der ein Buch darüber geschrieben hat, dass man Bücher nicht lesen muss, und damit eine Lanze für ein kulturell aktives Leben bricht. Ein unglaublich lustiger Typ. Und nebenbei erfährt man natürlich, was der richtige Zugang zum Lesen eines Buches ist.

Ein weiterer Aspekt, der mich schon lange fasziniert: Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse prägt heute noch entscheidend, mit welchem Gefühl man bestimmten Bereichen des Lebens begegnet, und wie souverän man sich dort bewegt. So gibt es in Frankreich den Intellektuellen, der per definition, ab Geburt, kultiviert ist. Entsprechend lässig kann er mit Kultur umgehen — und aus dieser Souveränität heraus ist sein Zugang natürlich so, dass er wirklich kulturelle Kompetenz erwirbt. Eine positive selbsterfüllende Prophezeihung also. Schade nur, dass so viele Menschen davon ausgeschlossen bleiben.

Ähnlich scheint es sich auch in Deutschland mit upper-class Umgangsformen zu verhalten. Mit denen aufgewachsen zu sein und zu wissen, wann man sie auch brechen darf, ist die Kompetenz, von der Aufsteiger immer wieder ausgestochen und entlarvt werden.

Aber hier endlich zu den schönen Ausschnitten eines Interviews mit besagtem französischen Intellektuellen:

[…]

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Alte Freinde, Londoner Innenstadtmaut und Zeitungshumor

Dienstag, 27. Februar 2007 1:04

Hier eine Meldung aus der NYTimes über die diplomatischen Verwicklungen, die sich aus etwas so banalem wie einer Innenstadt-Maut ergeben können:

Ever since the London authorities imposed a charge to drive into the city center in 2003, the United States Embassy has stood as a beacon of automotive defiance, refusing to pay what its diplomats call a tax from which they should be exempt.

London officials imposed a charge to drive into the city center in 2003, and almost doubled the area this week, to roughly 15 square miles. But when city leaders almost doubled the size of the charging zone this week, casting their net over an area housing many more embassies, the Americans suddenly acquired new allies in their resistance, including from unusual quarters like France, which has not always been quite so supportive of American diplomacy.

Like the Americans, the French and some others — including Russia and Belgium, according to the British press — maintain that international protocols, known as the Vienna Convention on Diplomatic Relations, forbid the imposition of taxes on diplomats.

French Join U.S. Résistance Over London Traffic Charge — New York Times

Wir lernen:

  1. Selbst in einer seriösen Zeitung schleichen sich flapsige Formulierungen ein, wenn über eine kleine Sache groß berichtet werden soll. Man beachte schon die „Résistance“ im Titel, aber auch Wendungen wie „beacon of automotive defiance“ — poetisch!
  2. Die amerikanischen Wunden des französischen Aufbegehrens zu Irak-Zeiten sind immer noch nicht verheilt, selbst jetzt wo man selbst einsieht, dass das ganze Quatsch war, und hoffentlich mit Obama einen Präsidenten wählt, der das schon immer gesagt hat. Aber dieser Seitenhieb hat Stil: „France, which has not always been quite so supportive of American diplomacy.„
  3. Diplomatie ist voll von Ritualen, die eigentlich keinen Sinn mehr machen in einer Zeit, in der das praktisch ein normaler Beruf ist. Und trotzdem irgendwie schön sind. Vermutlich, weil sie so wie die Regelungen, die Parlamentarier vor Strafverfolgung schützen, an die jungen, wilden, gefährlichen Tage der Politik erinnern…

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