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Tanzania 9 — Reflexionen zu Leben, Liebe, Entwicklung

Mittwoch, 29. Juni 2011 17:57

Mit Freude und einer gewissen Wehmut bediene ich mich wieder mal meiner Muttersprache, um etwas Ordnung in den Strom der Gedanken und Gefühle der letzten Monate zu bringen. Und Tansania war und ist sicherlich der bis jetzt anregendste Teil der Reise, für so ziemlich alle zentralen Themen der menschlichen Existenz gibt es Material zur Betrachtung und Problematisierung. Und das klingt schon danach, was es ist — in weiten Teilen ein eher betrübliches Bild, das mich mindestens in Bezug auf Afrika recht pessimistisch stimmt. Ich kann die Afrikaromantik, die in Europa glaube ich recht verbreitet ist, nicht nachvollziehen. Das heißt nicht, dass es hier keine fröhlichen Menschen gibt — aber ich denke, wer den Eindruck bekommt, dass die Menschen hier fröhlicher sind als daheim, hat den falschen Freundeskreis. Oder hat nur die Euphorie und Neugier eines kurzen Besuchs mitbekommen, es ist erstaunlich, wie viel Freude ein „mzungu“ (Weiße/r) hier auslöst, obwohl schon einige unterwegs sind. Es heißt auch sicherlich nicht, dass wir von den Kulturen hier nichts lernen können, ganz und gar nicht. Aber es sagt schon was, wenn die Mehrheit der jungen Leute, mit denen ich spreche, gerne hier weg möchte — und zwar für immer.

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Jesus and Mary (not his mother…)

Samstag, 21. Mai 2011 10:17

In a Catholic environment like this one, sooner or later I had to remember the scandalous theories of Jesus being married to Mary Magdalene, or at least fathering a child with her. While I have to admit that the claims to historical evidence for this marriage don’t really convince me, I found the spiritual-religious argument striking. And I think it does a pretty good job at explaining the shortcomings of institutionalized religion with the incompleteness of the Jesus it chooses to believe in:

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Koran und Ringparabel im Dialog

Sonntag, 22. August 2010 2:26

In einem ZEIT Geschichte Heft zum Thema Aufklärung wird Lessings schöne Ringparabel aufgegriffen und von verschiedenen Literaten kommentiert, darunter auch Hilal Sezgin, türkischstämmige deutsche Schrifstellerin.

Zunächst vollzieht sie sehr schöne eine Interpretation der Parabel als Religionsgeschichte nach — im Sinne der Erziehung des Menschen durch Gott war die Offenbarung der „einen Wahrheit“ (Selbstverständnis der meisten Religionen) ein Versuch, bzw. war für eine Zeit nötig und richtig. Doch diese Zeit geht oder ist vorbei, und der Wahrheitsglaube hat schon viel Unheil gestiftet. In der Begegnung relativiert sich nun dieser Wahrheitsanspruch, mit Lessing:

Wie kann ich meinen Vätern weniger / Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt.

Spannend wird es für mich, wenn Sezgin nun behauptet und mit Koranstellen belegt, dass diese Erkenntnis im Islam nicht nur Platz findet, sondern für ihn gewissermaßen schon zur Entstehungszeit fundamental war. Sie schreibt:

Dieses Paradox wiederum ist mir aus dem Koran äußerst vertraut. Es ist geradezu ein Kernthema des Islams, der sich ja als jüngstes Geschwister anderer Religionen begreift, also einerseits als wahre und andererseits als nur eine unter vielen Religionen. Gott sandte seine Propheten zu allen Völkern. Zu allen! Man sollte das ruhig einmal wörtlich nehmen. Demnach sprach Gott auch zu den früheren Schamanen, zu Hindus und Buddhisten. Auch sie besitzen also Zugang zur ewigen göttlichen Wahrheit. Was lehrt uns das darüber, was es heißt, Gott ergeben zu sein?

Eine beeindruckende Koranstelle dazu ist:

Jedem von euch gaben Wir ein Gesetz und einen Weg. Wenn Allah gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Doch Er will euch in dem Prüfen, was er euch gegeben hat. Wetteifert darum im Guten. (Koran 5:47)

Und hiermit unterstreicht Sezgin, dass die Vielfalt sogar als positive Aufgabe verstanden werden kann:

O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt. (Koran 49:13)

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Google macht Politik

Samstag, 11. Juli 2009 0:45

Hier ein Artikel, den ich letzten Sommer in Kalifornien geschrieben hatte, der aber wohl irgendwie in der Röhre stecken geblieben war. Das Thema ist aber immer noch spannend, deshalb ist er hier, unverändert:

Google als sehr ernst zu nehmenden Global Player und Bewahrer (hoffentlich) unserer privatesten Informationen, das sind wir gewöhnt. Aber auf dem unbedeutend scheinenden Schauplatz der Anzeigenwerbung macht Google Politik. Und das ist so wichtig, dass sich Gerichte damit beschäftigen.

Die NYTimes berichtet von einer Einigung bezüglich Anzeigen mit dem Stichwort „abortion“, Abtreibungen. Bisher hat Google keine Anzeigen von religiösen Gruppen zu dem Stichwort zugelassen. So heiß wie das Thema hier in den USA gehandelt wird eine mutige, wie ich finde lobenswerte Entscheidung. Dagegen wurde jetzt erfolgreich wegen religiöser Diskriminierung geklagt. Diskussionswürdig. Nicht ganz unberechtigt sicherlich, aber es werden ja nicht Angehörige einer bestimmten Religion benachteiligt.

Der Fall öffnet eine neue Perspektive auf Googles Rolle. Ich bin gespannt, wie groß und einflussreich diese Firma noch werden kann. Die gute Nachricht in der kleinen Sache ist jedenfalls: Werbung für Seiten mit emotionalen oder bildhaften Botschaften bliebt weiterhin ausgeschlossen. Ich glaube, das kann man Frauen (bzw. meistens wohl Mädchen) die im Internet nach Informationen suchen und vor einer ohnehin sehr schwierigen Entscheidung stehen wirklich ersparen.

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Wikipedia-Soziologie

Montag, 8. Juni 2009 15:18

Vor einer Weile habe ich hier schon Gedanken zu den Zukunftsaussichten verschiedener Enzyklopädie-Modelle veröffentlicht, und bin dabei auch kurz auf die Faszination der Auseinandersetzungen zwischen aktiven Benutzern und Gruppen auf Wikipedia eingegangen. Anlässlich eines eskalierten Streits über Artikel rund um Scientology berichtet die NYTimes und liefert damit noch ein paar interessante Facetten zu meinem älteren Artikel:

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Anstattsinn — Ein gut gelaunter Atheist im Interview

Montag, 10. November 2008 17:29

Die SZ Wissen hat ein Interview mit dem Naturphilosophen Bernulf Kanitscheider, der einem Sinn des Lebens entschieden abschwört und an der griechischen Philosophie orientiert einen gemäßigten Hedonismus die richtige Antwort auf die Frage unserer Existenz findet. Einige Missverständnisse werden dabei schön formuliert ausgeräumt (deshalb verdient dieser Beitrag auch trotz seiner Länge den Tag „Einfach gesagt“). Trotzdem bleibt bei mir ein gewisses schales Gefühl zurück. Geht die Suche doch weiter?

SZ Wissen: Also noch mal die Frage: Warum also sitzen Sie hier so gut gelaunt?

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Mutiger Glaube

Dienstag, 25. März 2008 0:17

Aus dem Buch „Tag für Tag zur Mitte finden — ein Lesebuch durch das Jahr“ vom Dalai Lama, in dem ich zu Hause ein wenig geschmökert habe, stammt folgendes Zitat, eine klare und mutige Ansage wie ich finde:

Die menschliche Natur ist dem Wesen nach Gewaltlosigkeit. Solange das fühlende Herz und die Intelligenz des Gehirns nicht auseinander gerissen werden, kann der Mensch seiner Natur gemäß auch gewaltfrei bleiben.

Ein so positives Menschenbild muss man sich erst mal trauen zu haben. Ich denke allerdings, es wirkt sehr im Leben alleine dadurch, dass es so stark formuliert ist.

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Religion und Gewalt – Buchempfehlung

Mittwoch, 29. August 2007 23:38

Ich stelle hier kurz ein Buch vor, auf das ich beim Durchblättern von alten ZEIT-Artikeln gestoßen bin (oh ja, Ferien sind sooo toll!). Habe es natürlich noch nicht selbst gelesen, aber die Rezension klingt so überzeugend, dass ich es mir auf jeden Fall besorgen werde. Falls es irgendwann gebraucht zu haben ist, weil 25 Euro sind schon recht happig.

Jedenfalls scheint das Buch ein Glanzstück historischer Arbeit zu sein, in dem quellennah der Zusammenhang von Religion, besonders monotheistischer und ganz besonders der christlichen, mit „Toleranz und Gewalt“ (so auch der Titel des Buches von Arnold Angenendt) ausgeleuchtet wird.

Ein einfaches Fazit gibt es natürlich nicht. Dafür ein interessanter Gedanke auf den Weg:

Angenendt zeigt, wie eng die Entwicklung des Einzelnen, der sich seiner Individualität auch bewusst ist und sich als verantwortlich und frei versteht, mit der Geschichte des biblischen Monotheismus verbunden ist. Die zahlreichen und zu Recht angeprangerten Verstöße gegen Toleranz und Freiheit in der Geschichte des Christentums erhalten erst dann die Qualität von Untaten, wenn sie an den Ansprüchen dieser Religion gemessen werden.

Die Zeit Nr. 28, 5.7.2007

Ich denke insgesamt kommt das Christentum in dieser Darstellung vermutlich ein wenig besser weg, als ich es bisher betrachtet hatte. Bin jedenfalls sehr gespannt.

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