Beiträge vom April, 2008

Öko-Fanatiker

Donnerstag, 24. April 2008 23:20

Hinter diesem reißerischen Titel verbirgt sich ein Beitrag über Standby-Verbrauch von elektrischen Geräten. Weil manchmal komme ich mir schon etwas radikal vor, mir über diese (vorgestellt) winzigen Mengen von Energie Gedanken zu machen.

Aber der aktuelle Tech-Newsletter der NYTimes lässt einen das „winzig“ nochmal überdenken:

According to the Energy Department, vampire gadgets account for about 25 percent of total residential electricity consumption in the U.S.

Vor dem Hintergrund, dass das Stromsparen in Amerika noch nicht so weit verbreitet ist dürfte der Anteil bei uns sogar höher sein.

Der Tech-Kolumnist philosophiert munter über mögliche Lösungen. Und kommt zu dem Schluss, dass die Technik das Problem zu lösen hat, das sie selbst aufwirft:

The eco-magazines cheerfully suggest that we go around our houses unplugging everything every night. That, obviously, is not a suggestion that the masses will be adopting anytime soon.

You can plug certain phantom gadgets into a power strip, of course, and just turn that on or off every night. But that, too, is not a habit most people will stick to for more than about a week.

But come on. If they can put a man on the moon, surely they can come up with an *automatic* solution to phantom power.

Und stellt eine Steckerleiste vor, die automatisch die anderen Stecker vom Netz trennt, wenn der Hauptstecker wenig Energie verbraucht – was sogar bei einem Computer im Ruhezustand funktioniert und Drucker, Bildschirm etc. abklemmt.

Eigentlich sollte es auf dem deutschen Markt so etwas doch schon lange geben? Hinweise sind herzlich willkommen!

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Schuld und Sühne – Amerikas Gefängnisse

Mittwoch, 23. April 2008 22:14

Ein interessantes Aperçu von heute: Manchmal macht es einfach Spaß, die Welt durch die Brille der Zahlen zu betrachten. Etwa so:

Inmate Count in U.S. Dwarfs Other Nations’ — New York Times
The United States has less than 5 percent of the world’s population. But it has almost a quarter of the world’s prisoners.

Das ist anscheinend auf ein spezifisch amerikanisches Rechtsempfinden (verbunden mit einer entsprechenden Praxis) zurückzuführen, deren Essenz bereits im Titel genannt ist.

Eine weitere Stelle des Artikels hat mich zu psychologischen Spekulationen angeregt:

San Marino, with a population of about 30,000, is at the end of the long list of 218 countries compiled by the center. It has a single prisoner.

Wie der sich wohl fühlt?

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Bio-Fleisch-Natürlichkeits-Sketch

Sonntag, 20. April 2008 19:17

Auf Hinweis von Ilka aus Paris, die eine besonders Fleischbelastete Wohnumgebung hat und deshalb möglicherweise gerade noch mehr für das Thema sensibilisiert ist als ich ein Hinweis auf einen echt netten YouTube-Film, der die Frage nach Natürlichkeit, Bio, Fleischkonsum etc. auf eine echt nett gemachte Weise thematisiert:

Ohne gleich die Stimmung ideologisch aufzuheizen leistet er, was gutes Kabarett meiner Meinung nach soll: Meinungen, die einem im Alltag ernsthaft begegnen durch eine Zerrspiegel in ihrer ganzen Absurdität präsentieren. Viel Vergnüngen!

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Mensch und Markt — Kapitalismus aus einer psychologischen Perspektive

Mittwoch, 16. April 2008 18:06

mal wieder ein Doppel-Post mit dem Zunehmenden Grenznutzen – Ein Besuch lohnt sich ;-)

Abstract: Der folgende Artikel geht zunächst auf die emotionale Anziehungskraft und Eleganz marktwirtschaftlicher Theorien ein. Es wird die These aufgestellt, dass unsere heutige Gesellschaft dennoch weniger freien Markt braucht. Eine geplante Beitragsreihe wird kurz vorgestellt, die diese These erläutern wird. In diesem ersten Beitrag wird entsprechend ausgeführt, dass im komplexer werdenden freien Markt die Konsumenten wachsende Kosten der Informationsbeschaffung zu tragen haben, dennoch strukturell oft nicht das bekommen können, was ihren Bedürfnisse entspräche, und ihre Bedürfnisse künstlich verändert werden.

Ich denke (und hoffe!) jede Studentin und jeder Student, der oder die sich mit den Wirtschaftswissenschaften befasst, kennt den eigentümlichen Zauber, der von Markttheorien ausgeht. Es ist die einzige mir bekannte sozialwissenschaftliche Theorieschule, die es an Eleganz mit physikalischen Formeln aufnehmen kann. Nur wenige Prämissen über den Menschen sind nötig, und es lässt sich ein System entwerfen, in dem aus dem egoistischen Streben jedes Einzelnen das größte Wohl für alle hervorgeht.

Natürlich, diese Prämissen zu akzeptieren verlangt oft, beide Augen fest zuzudrücken, sich weit von der eigenen Erfahrung zu entfernen. Allerdings lehrt uns die VWL-nahe Wissenschaftstheorie: Auch eine Theorie mit fehlerhaften Prämissen kann gut sein, wenn sie gute Vorhersagen macht. Nachdem die marktwirtschaftlichen Theorien sich diesbezüglich in vielen Bereichen ja gut schlagen, bleibt nur eine gewisse Verwunderung (oder Trauer), dass die politischen Maßnahmen, die sich aus ihnen ableiten lassen, bei Politiker und Wählern wenig Gegenliebe finden und nie in der Reinheit und Konsequenz, die ein Wirtschaftswissenschaftler richtig fände, umgesetzt werden.

Diese fehlende Umsetzung ist vielleicht aber auch ein Glück für die Markttheorien: sie erspart ihnen die entscheidende Bewährungsprobe. Denn ich bin überzeugt, dass sie an dieser Bewährung scheitern würden — weil ihre Annahmen über die Natur des Menschen, aus dem sich das wirtschaftliche System aufbaut, grob fehlerhaft sind, und diese Fehler nicht nur zu geringfügigen Unregelmäßigkeiten führen, wie sie allgemein anerkannt sind, sondern dem System eine ganz andere Dynamik und Richtung geben.

Und ich bin überzeugt, dass diese Mängel mit zunehmender Komplexität und Differenziertheit stärker ins Gewicht fallen. Woraus ich folgere, dass wir nicht nur davon absehen sollten, unser Wirtschaftssystem weiter an eine ideale Marktwirtschaft anzunähern, sondern in vielen Bereichen einen entgegengesetzten Weg beschreiten sollten.

Mehr Markt, mehr Konkurrenz, mehr Kapitalismus bedeuten für die heutige Welt schärfere soziale Ungleichheit, Stress und Leistungsdruck für den Einzelnen, ein Abschwächen von sozialem Verhalten und Verstärken von Egoismus. Produktion und Konsum entfernen sich immer weiter von den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen und das politische System wird zunehmend von Akteuren der ökonomischen Sphäre beeinflusst, was es etwa erschwert, Ökologie und Klimaschutz im nötigen Maße voranzutreiben.

Diese Thesen werde ich in diesem und einer kleinen Reihe weitere Beiträge zu belegen versuchen, indem ich die Psychologie des Marktes aus verschiedenen Perspektiven beleuchte: Zunächst die psychologischen Eigenschaften des Menschen in seiner Rolle als Konsument, und die Folgen daraus für die Marktwirtschaft. Dann (in späteren Beiträgen) die „Psyche der Unternehmung“ bzw. des Menschen in seiner Rolle als Arbeiter, Angestellter, Manager, Unternehmer, weiterhin die „Eigendynamik des Eigennutzes“ bzw. die Folgen der Marktwirtschaft für den Menschen als soziales Wesen, und schließlich die Verflechtung von Wirtschaft und Politik.

Doch hiermit genug der Vorrede und auf ins erste Kapitel:

[…]

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