Beiträge vom November, 2007

Wahlen in Russland

Samstag, 17. November 2007 12:49

Gerade lese ich zu meinem Schrecken im NYTimes-Newsletter, dass die russischen Parlamentswahlen am 2. Dezemeber ohne die Wahlbeobachter der OSZE stattfinden werden. Die Wahlbeobachtungsgruppe hat sich wegen zu starker Einschränkungen der Arbeit zum Rückzug entschlossen. Das ist natürlich ein bisschen politischer Poker. Dennoch: Die ersten russischen Wahlen ohne Wahlbeobachter seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, und voraussichtlich eine überwältigende Mehrheit für Putins Partei.

The group, the Office for Democratic Institutions and Human Rights, or O.D.I.H.R., cited what it called unacceptable Russian demands to limit the mission’s size, making it impossible to determine whether the elections are marred by fraud. It also noted the failure on the part of the Russian authorities to issue visas for its advance team, with only two weeks to go before the vote. The Warsaw-based group said in a statement that Russia had so curtailed its work that it would be “unable to deliver its mandate under these circumstances.”

Beim Wahlbetrug geht es ja nicht nur um verschwundene oder nicht gezählte Wahlzettel (bei der ersten Präsidentenwahl mit George W. Bush). Sondern in Russland vor allem um Versammlungs– und Pressefreiheit für die Oppisition:

The observers evaluate opposition groups’ freedom to assemble, campaign and gain access to news media throughout the former Soviet Union. In Russia, the Organization for Security and Cooperation in Europe, or O.S.C.E., concluded in a statement that “the authorities of the Russian Federation remain unwilling to receive O.D.I.H.R. observers in a timely and cooperative manner.”

Dabei können die Wahlbeobachter durchaus etwas bewirken. Aber vermutlich ist das genau der Grund, warum sie nicht arbeiten dürfen und der Kreml lieber den Rückzug der Beobachter und einen Pauschalverdachtin Kauf nimmt als konkrete Hinweise auf Manipulationen veröffentlicht zu haben

O.S.C.E. statements drawing attention to rigged elections in Georgia, Ukraine and Kyrgyzstan became catalysts for protests that overthrew entrenched autocratic governments in the so-called “color revolutions” of 2003 through 2005. The Kremlin has characterized these movements as a threat to regional stability and its own power.

Trotzdem macht die Entwicklung mir insgesamt ziemlich Angst. Und ich wundere mich über den unproblematischen Umgang unserer Regierungschefs mit Putin.

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Choices are bad

Sonntag, 11. November 2007 22:21

… und andere Weisheiten aus der Welt der Wirtschaftswissenschaften. Nach langer Zeit freue ich mich, mal wieder einen Youtube-Tip bekanntmachen zu können: Principles of economics, translated – ein junger WiWi-Dozent, der die zehn Prinzipien der VWL (die mir selbst aber zugegeben noch nie in der Form begegnet waren) in die Alltagssprache übersetzt. Und dabei nicht versäumt, auch aufzuzeigen wo die ökonomischen Prinzipien aus der Perspektive des Alltagsverstandes entweder absurd oder trivial sind.

Knackig, lustig, teilweise wirklich nachdenkenswert und auf jeden Fall unterhaltend.

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Noch mehr Wasser

Samstag, 10. November 2007 16:41

Jetzt hat mich das Wasser-Heft des Fluters komplett gepackt (siehe auch den letzten Eintrag).

Super spannend sind auch technische Entwicklungen zum Umgang mit Wasser, die dort vorgestellt werden. Etwa eine Trennung und unterschiedliche Aufbereitung der verschiedenen Abwässer im Haus.

Oder ein Strohhalm, der das Wasser filtert und damit ermöglicht, im Notfall auch unreines Wasser zu trinken. „Life Straw“, heißt das Ding. Viele Hilfsorganisationen verwenden ihn schon. Ist mit drei Dollar sogar ziemlich billig, und hält ein Jahr lang. Für die Ärmsten (die ihn am nötigsten bräuchten) natürlich immer noch unbezahlbar.

Sehr spannend auch – allerdings zum selber-nachlesen, ich mag das nicht zusammenfassen – ein Artikel über die Kulturgeschichte des Wassers. Es ist eine erstaunliche Leistung und die Basis unserer gesellschaftlichen Existenz, eine kontinuierliche Versorgung (und vor allem auch Entsorgung) mit Wasser zu bewerkstelligen.

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Fluter Wasser-Heft

Samstag, 10. November 2007 15:22

Ich bin ein Fan des Fluter-Hefts, ein Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Die haben immer Themenhefte, in denen ansprechend verpackt, aber deswegen nicht oberflächlich, aktuelle Probleme und politische Richtungsfragen aufbereitet werden. Man kann die Hefte kostenlos per Post bekommen oder auch im Internet herunterladen.

Im letzten Heft ging es um Wasser. (Hier als pdf. Es lohnt sich wirklich! Ihm entstammen alle im Folgenden zitierten Zahlen und Fakten) Daraus ein kleine Randnotiz: Dass Leitungswasser in Deutschland ziemlich gut ist, weiß man. Dass mann auch Leitungswasser bekommt, wenn man manche Flaschenwässer kauft, wusste ich nicht. Fluter nennt als Beispiele Bonaqua (gehört übrigens Coca-Cola) und Aquafine (PepsiCo). Immerhin: Das Leitungswasser der jeweilgen Abfüllorte wird mit Mineralien und Kohlensäure angereichert.

Und noch eine echte Meldung: Für die globale Diskussion über Wasserknappheit verbreitet sich der Begriff des „virtuellen Wassers“, Wasser das zur Herstellung eines Produktes nötig ist, das beim Verbraucher gar nicht nach Wasserverbrauch aussieht.

In einer Tasse Tee stecken etwa 30 Liter, in einer Tasse Kaffee 140 Liter Wasser. Ein Problem ist, dass besonders wasserarme Länder häufig wasserverschlingende Exportgüter haben. Das liegt daran, dass dort häufig Wasser noch nichts kostet. Wir Industrieländer, mit Wasser ohnehin gut ausgestattet, bereichern uns also — böse und platt gesprochen — am Wasser der Entwicklungsländer. 53 Prozent (!) des in Deutschland verbrauchten „virtuellen Wassers“ werden importiert, neben Japan und Italien importieren wir am meisten.

Und nochmal eine kleine Rückkehr zum Veganismus-Themenkreis: Das Thema habe ich ja schon behandelt. Aber die Zahlen aus dem Fluter sind krass: Ein Kilo Rindfleisch enthält 16 000 Liter virtuelles Wasser. Insgesamt gibt Fluter an (Quellen für den Artikel sind die Wasserstiftung und UNDP), ein Vegetarier verbrauche 2,4 Kubikmeter Wasser weniger pro Tag als ein Fleisch essender Mensch. Das sind übrigens 24 000 Liter.

Go Vegan! :-)

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Ein Beitrag über das Nichts: Viren für Mac

Donnerstag, 8. November 2007 22:11

Ich möchte dieses Blog nicht zum Platz für Technik-Debatten werden lassen, und noch weniger für Mac-Propaganda. Aber ein roter Faden hier soll ja sein: Themen, die viel diskutiert werden und nie beigelegt. Normalerweise versuche ich das durch Fakten zu tun (siehe etwa „Effekte der Massentierhaltung auf Klima und Umwelt“).

Beim Thema „Viren für Mac“ geht das aber nicht – man kann die Hacker schlecht fragen, warum sie keine Mac-Viren schreiben. Vielleicht kann ich dennoch zur Klärung der Frage beitragen. Als Anlass sowie als Quelle von Argumenten nehme ich den von mir sehr geschätzten Technik-Kolumnisten der NYTimes, David Pogue.

Die Grundpositionen sind zum einen „Mac ist so sicher, es ist unmöglich (oder extrem schwierig) Viren für Mac zu schreiben“, zum anderen „Es gibt einfach so wenige Macs, dass es sich nicht lohnt Viren für Mac zu schreiben“.

Diese Frage stellt sich David Pogue so, gefolgt von zwei Antworten seiner Leser:

How come there are still no viruses for Mac OS X? If it has 6 percent of the market, shouldn’t it have 6 percent of the viruses?

–„It’s not that writing an Apple virus is particularly hard. It’s that writing a Windows virus is so easy. The holes are known, as are the methods of delivering payloads through them. “200,000 viruses a year” number is mostly just variations on exploiting the 5 ports that Microsoft left open in Windows XP by default.

In comparison, writing a Mac virus would require real work on the part of the hackers. This eliminates the Script Kiddies.“

–„The lack of viruses on a Mac isn’t because of a small market; creating a working virus on a Mac would be a major feat. Any virus maker would get instant recognition and accolades from his or her peers.

Rather, it’s that Mac OS X is from a Unix heritage, and Unix has been designed to safely share resources amongst a number of users.“

Für die „Wenig-Macs“ These sprach aus meiner Sicht lange, dass der Marktanteil ja nicht nur Einfluss auf die erreichbaren Computer hat, sondern auch auf die Verbreitungsmöglichkeiten, d.h. ein kleiner Marktanteil schützt überproportional. Und wenn man Virenprogrammierer als ökonomisch motiviert sieht (was sicherlich viele sind) erklärt das viel.

Allerdings finde ich das Argument der psychologischen Motivation, das in der zweiten Antwort angesprochen wird sehr gewichtig. Die angebliche Unverwundbarkeit des Mac müsste für Hacker eine Motivation darstellen, die das ökonomische Desinteresse mehr als aufwiegt. Und somit bleibt als Erklärung eigentlich wirklich nur die extrem sichere Architektur des Systems.

Da muss man nicht mal die Verschwörungstheorie-These bemühen, dass wenn es möglich wäre Microsoft schon längst einen Mac-Virus in Umlauf gebracht hätte – was ich im übrigen auch gar nicht so abwegig finde, vor dem Hintergrund wie massiv Apple gegen Windows mit dem Virenargument wirbt.

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Brecht über Ausbeutungsbereitschaft

Dienstag, 6. November 2007 23:51

Gerade habe ich mal wieder Brechts Keunergeschichten entdeckt. Manche schon sehr direkt, die Botschaft mit der Faust aufs Auge und so. Und damit mehr Politik als Kunst. Viele aber auch sehr deutungsoffen. Und manche bei aller Klarheit der Botschaft trotzdem einfach schön.

So ist hier das Thema Ausbeutung mal von einer ganz anderen Warte aus betrachtet:

Dadurch, daß die Menschen heute zum Schaden des einzelnen ausgebeutet werden und dies also nicht wünschen, darf man sich nicht darüber täuschen lassen, daß die Menschen es wünschen, ausgebeutet zu werden. Die Schuld der sie zu ihrem Schaden Ausbeutenden ist um so größer, als sie hier einen Wunsch von großer Sittlichkeit mißbrauchen.

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Solarenergie — mal die Regierung toll finden (die Alte!)

Dienstag, 6. November 2007 17:10

Man schimpft oft genug über die Regierung und den Staat, und noch öfter hört oder sieht man geschimpft. Manchmal tut es gut, sich daran zu erinnern was gut läuft. Oder lief. Denn wie mir vor kurzem aufgefallen ist: Die Anzahl und das Gewicht der Dinge, die ich unter Rot-Gründ gut laufen fand sind deutlich höher als jetzt gerade. Zum Beispiel das hier. David Pogue schreibt in der Technik-Kolumne über Solartechnik und über Solarehäuser. Es gibt einen großen Wettbewerb, in dem die Uni Dortmund gerade den ersten Platz gewonnen hat. Das hast auch was mit den deutschen Gesetzen zu tun, schreibt Pogue:

Maybe it’s no surprise; Germany is really into solar power. By German law, if you have solar panels, the power company must buy any excess electricity you generate. As a result, families routinely pocket a handy $100 or $150 a month—from the local utility. There’s a gold rush for roof space, and solar technology is a red-hot market. It’s brilliant.

In Amerika kann man übrigens (abgesehen von wenigen regionalen Regelungen) seinen Strom überhaupt nicht einspeisen, sondern sich nur selbst versorgen. Schade.

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