Amerikanische Party
Meine Zeit hier neigt sich definitiv dem Ende entgegen. Ich merke das daran, dass ich schon ziemlich genau weiß, was ich in der restlichen Zeit machen werde: Noch diese und zwei weitere Wochen Praktikum, davon eine halbe Woche in Austin, Texas, auf einem Kongress, und einige Kurse in Stanford (heute war ich im ersten, dazu später mehr, sehr aufregend…), richtig groß arbeiten werde ich wohl gar nicht mehr.
Nächstes Wochenende ist ein Rad-Wander-Ausflug in die Marin Headlands gleich auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge angesagt, danach bin ich einschließlich Wochenende auf der erwähnten Konferenz. Dann ist praktisch schon mein Abschied von Magic angesagt, wir werden wohl auch nochmal eine schöne Wanderung zusammen unternehmen. Dann erste „Ferienwoche“, ich werde noch ein oder zwei Städte anschauen, mindestens Berkley, das soll ganz formidabel zu meiner Lebenseinstellung passen. Ist als Hippiestadt verrufen… Danach bin ich sehr gespannt auf einen mehrtägigen Ausflug in den Redwood Nationalpark mit einer sehr großen Gruppe, Tom (der Professor hier), seine Kinder mit deren Kindern, und einige Freunde ebenfalls mit Familien. Anscheinend ist das eine Tradition von denen, eine sehr schöne wie ich finde. Und dann zur sanften Einstimmung auf die Heimat noch ein paar Tage mit Mona und Wolli aus München, oh wie ich mich freue!
Naja, jedenfalls ist die nächste Zeit damit sehr überschaubar, und es wird Zeit für ein paar rückblickend-resümierende Artikel. Nachdem ich bisher nicht gehalten habe, was der Titel dieses Beitrags verspricht, komme ich damit endlich auf die amerikanische Partykultur zu sprechen. Denn davon werde ich wohl nicht mehr viel haben, hatte aber auch schon eine gute Portion
Mein Erleben ist gespalten in der Hinsicht. Zum einen ist es so, dass San Francisco wirklich die besten Clubs und Diskos aufwartet, die ich in meinem kurzen Leben besuchen durfte. Sehr sehr gute, wunderbar tanzbare Musik, gute Stimmung, schöne Örtlichkeiten. Mit einer Gruppe lustiger Leute kann man es sich da unglaublich gut gehen lassen. Zum anderen ist die Art und Weise, wie das Feiern hier angegangen wird, offen gestanden so ziemlich die Potenz dessen, was mir schon an Partys zu Hause oft nicht gefällt. Da ist erstens das leidige Thema Alkohol. Noch mehr als bei uns scheint der hier gerne mit guter Laune verwechselt zu werden und kann als Synonym für Party verstanden werden. Das Vorglühen, hier „pregaming“ genannt, ist so ausgefeilt dass man wirklich schon richtig betrunken ausgeht. Was nicht heißt, dass man dann nicht weiter trinkt…
Ich glaube, betrunken sein wird hier in ganz anderen Kategorien gehandelt. Ich habe bei einem Anlass ein wenig mitgetrunken (ein wenig heißt hier: deutlich weniger als die Mädels…). Und als mir schon deutlich schwindlig war ging es da erst richtig los. Autsch. Tatsächlich existiert eine ausgefeilte Skala des Betrunkenheitsgrads, auf der ich definitiv noch in den unteren Ebenen zu suchen war.
Danach ging es weiter zu einer weiteren Runde der Vorbereitung des Tanzengehens. Die angetrunkene Meute stürmt ein japanisches Lokal und bestellt japanisches Bier und Sake. Der kleine Sake-Becher wird dann mit Stäbchen über einem Bierglas aufgestellt, alle gemeinsam zählen bis drei (auf japanisch, versteht sich), rufen die magischen Worte die gleichzeitig dem Spiel seinen Namen geben: „Sake Bomb“, und hauen auf den Tisch. Danach wird das widerwärtige Gemisch heruntergestürzt. Überhaupt trinkt man hier viel starke Sachen und stürzt sie schnell runter. Das „es schmeckt doch gut“ Argument, das ich schon immer nicht ganz nachvollziehen konnte, ist hier offiziell fallen gelassen.
Das klingt jetzt alles ziemlich abwertend. Ich kann es mir nicht verkneifen, mit einem Bild zu demonstrieren, dass es mir so schlecht doch nicht gefallen hat. Ich weiß nicht, was ich bemerkenswerter finde, die zwei Mädchen oder meinen Gesichtsausdruck
Nachdem dieser Abend also eine interessante und auch schöne Erfahrung war, habe ich weiteren Alkohol verzichtet und zwischen Tanzen und Gesprächen wie gewohnt einen guten Platz gefunden. Wobei die Atmosphäre generell nicht so unterhaltungsfreundlich ist. Selbst in Lokalen, wo nicht getanzt wird, ist die Musik so laut, dass einem außer trinken eigentlich nichts zu tun übrig bleibt. Oder vielleicht soll das die Annäherung fördern, weil man sich die Sätze ins Ohr schreien muss?
Im Bereich zwischenmenschlicher Annäherung passieren nämlich auch eine Menge interessante Sachen hier. Jetzt habe ich aber schon so viel geschrieben, dass ich das nicht mehr in der gebührenden Ausführlichkeit schildern könnte. Hier seien nur verheißungsvoll die Worte „hookup“ und „homerun“ in den Raum geworfen und eine baldige Fortsetzung versprochen. Und auf meine Blog-Hauptseite verwiesen, wo ich einige politische Beobachtungen platziert habe. Ich bitte um Verzeihung für das Hin und Her, aber Ihr sollt mein „normales“ Blog sowieso auch lesen!
Donnerstag, 9. Oktober 2008 23:07
ich hab jetzt mal deine blogs angeguckt aber auf den näheren blick den passenden beitrag nicht gefunden. kannst du den link veröffentlichen?
immer noch sehr interessant, was du schreibst.