Süddeutsche-Titel: Nahost-Machos: Israel ist eine Männer-Gesellschaft

Oh Mann. Ich will ja nichts gegen Israel sagen. Aber ich will etwas dagegen sagen, dass man nichts gegen Israel sagen darf, außer die Kritik ist so schreiend, dass sie gar nicht ignoriert werden kann.

Aber im Prinzip geht es hier gar nicht so sehr um Israel. Es geht darum, dass Krieg und das Denken in kriegerischen Kategorien weit weit in Gesellschaften hineinwirkt. Und deshalb nicht passieren sollte. Ganz pragmatisch, unabhängig von grundsätzlichen moralischen Erwägungen.

Das hier ist also ein Interview aus der SZ, von mir zitiert aus jetzt.de:

Der Fall Katzav berührt ein lange tabuisiertes Thema in der israelischen Gesellschaft — die Position der Frauen in einer militärisch geprägten Männerwelt. Rina Bar-Tal, die Vorsitzende des Israel Women’s Network, gehört zu denen, die für Veränderungen kämpfen.

Sind die sexuellen Übergriffe, die Präsident Moshe Katzav vorgeworfen werden, ein Einzelfall — oder symptomatisch für ein tieferliegendes Problem der israelischen Gesellschaft?
Katzavs Verhalten ist keine Ausnahme. Israel ist eine extreme Macho-Gesellschaft. Katzav versteht wahrscheinlich gar nicht, dass er etwas falsch gemacht haben könnte und warum ihm das jetzt vorgeworfen wird.

Historiker und Psychologen meinen, dass ein solches Verhalten auf eine bestimmte Vorstellung von Männlichkeit zurückzuführen ist — entstanden in einer militaristischen Gesellschaft, die sich fast ständig im Kriegszustand befindet.

Der Ursprung dieses Verhaltens liegt sicherlich in der Armee. In ihr wurde der Macho-Stil stets gepflegt. Männer maßten sich das Recht an, über die ihnen untergeordneten Soldatinnen zu verfügen. Und das trugen sie in die allgemeine Gesellschaft hinein. Insofern berührt die Affäre Katzav weniger die politischen als die gesellschaftlichen Verhältnisse in Israel.

jetzt.de — Nahost-Machos: Israel ist eine Männer-Gesellschaft

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Datum: Donnerstag, 25. Januar 2007 22:31
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Ein Kommentar

  1. 1

    Ich verstehe gar nicht, warum so viele meinen, dass Kritik an Israel politisch unkorrekt ist. Israel ist ein Staat, und wenn man diesen kritisiert hat das erstmal nichts mit dem Judentum zu tun.

    Ich vertrete die Auffassung, dass wir einen unkomplizierteren Umgang mit unserer Vergangenheit pflegen sollten. Es bringt keinem was, wenn sich jeder fünfmal umschaut, nur weil er das Wort „Jude“ in dem Mund genommen hat.

    Was die Macho-Problematik angeht: Israel ist ein Land, das sich ständig im Kriegszustand befindet. Vielleicht erklärt das, warum eine Männerdominanz trotz des hohen Zivilisationniveaus exisiteren kann.