Heute entdeckt: Was wichtig ist

Über das StudiVZ (wer noch nicht dabei ist: Mitmachen, hat seine Schwächen und Fehler, ist aber ein tolles Konzept!) bin ich heute auf folgenden Text gestoßen, dort auf deutsch aber viel schöner im englischen Original:

The Invitation

It doesn’t interest me what you do for a living.
I want to know what you ache for
and if you dare to dream of meeting your heart’s longing.

It doesn’t interest me how old you are.
I want to know if you will risk looking like a fool
for love
for your dream
for the adventure of being alive.

It doesn’t interest me what planets are squaring your moon…
I want to know if you have touched the centre of your own sorrow
if you have been opened by life’s betrayals
or have become shrivelled and closed
from fear of further pain.

I want to know if you can sit with pain
mine or your own
without moving to hide it
or fade it
or fix it.

I want to know if you can be with joy
mine or your own
if you can dance with wildness
and let the ecstasy fill you to the tips of your fingers and toes
without cautioning us
to be careful
to be realistic
to remember the limitations of being human.

It doesn’t interest me if the story you are telling me
is true.
I want to know if you can
disappoint another
to be true to yourself.
If you can bear the accusation of betrayal
and not betray your own soul.
If you can be faithless
and therefore trustworthy.

I want to know if you can see Beauty
even when it is not pretty
every day.
And if you can source your own life
from its presence.

I want to know if you can live with failure
yours and mine
and still stand at the edge of the lake
and shout to the silver of the full moon,
“Yes.”

It doesn’t interest me
to know where you live or how much money you have.
I want to know if you can get up
after the night of grief and despair
weary and bruised to the bone
and do what needs to be done
to feed the children.

It doesn’t interest me who you know
or how you came to be here.
I want to know if you will stand
in the centre of the fire
with me
and not shrink back.

It doesn’t interest me where or what or with whom
you have studied.
I want to know what sustains you
from the inside
when all else falls away.

I want to know if you can be alone
with yourself
and if you truly like the company you keep
in the empty moments.

(Oriah Mountain Dreamer)

Ist ganz schön lang, aber ich wollte nichts kürzen, damit jeder seinen eigenen Zugang finden kann. Was für mich wichtig ist und Dinge thematisiert, die mir in letzer Zeit so durch den Kopf gingen sind zum einen diese Zeilen:

I want to know if you have touched the centre of your own sorrow
if you have been opened by life’s betrayals
or have become shrivelled and closed
from fear of further pain.

Der Gedanke, dass Schmerz, Trauer und Enttäuschung „öffnende“ oder „schließende“ Wirkung auf den Menschen haben können fasziniert mich. Ich frage mich nur: Wie stellt man es an, nicht verschlossen zu werden?

Dazu kommt ein Erwachen von, wenn nicht Religiosität im eigentlichen Sinne so doch eines religiösen Gefühls in mir, in diesen letzten wilden und irgendwie existenziellen Tagen. Ich hoffe sehr, mir dieses Gefühl bewahren zu können. Es steht auf jeden Fall in Zusammenhang damit, die letzte, existenzielle Einsamkeit des Menschen bewusst zu erleben ohne (siehe dazu auch nochmal oben) daran zu verzweifeln:

I want to know what sustains you
from the inside
when all else falls away.

Ohne die Stellen nochmal rauszuschneiden möchte ich auch auf den Gedanken hinweisen, dass sowohl Freude als auch Leid richtig gelebt und gefühlt werden müssen.

Und sehr wohltuend ist auch, eine Grenze für die existenzielle Unsicherheit und Philosophie zu finden:

I want to know if you can get up
after the night of grief and despair
weary and bruised to the bone
and do what needs to be done
to feed the children.

Es ist dies ein sehr langer Beitrag, den Du glücklicherweise ganz gelesen hast und der geradzu nach einer Antwort schreit, nicht?

Autor:
Datum: Donnerstag, 21. Dezember 2006 23:05
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2 Kommentare

  1. 1

    Hier doch noch eine Übersetzung, ein wenig holprig aber die beste die ich finden konnte.

    Nur „faithless“ mit „vertrauensvoll“ zu übersetzen scheint mir ein krasser Fehler zu sein. Bedeutet doch das genaue Gegenteil?!

    Laut meinem Wörterbuch kann es die Bedeutungen „kein Vertrauen verdienend“ (vor allem im Sinne von „untreu“ in Partnerschaften) oder „ungläubig“ im religiösen Sinne haben.

    Naja, das ist ohnehin ein Teil des Gedichts, über den ich noch nicht wirklich nachgedacht habe. Alles zu seiner Zeit :-)

    Es interessiert mich nicht, womit Du Deinen Lebensunterhalt verdienst. Ich möchte wissen, wonach Du innerlich schreist und ob Du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.

    Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist. Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um Deiner Liebe willen, um Deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.

    Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen. Ich will wissen, ob Du den tiefsten Punkt Deines eigenen Leides berührt hast, ob Du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob Du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.

    Ich will wissen ob Du mit dem Schmerz — meinem und Deinem — dasitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.

    Ich will wissen ob Du mit Freude — meiner und Deiner — dasitzen kannst, ob Du mit Wildheit tanzen und Dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst, von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen, ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken.

    Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du erzählst, wahr ist. Ich will wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um Dir selber treu zu sein. Ob Du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht Deine eigene Seele verrätst.

    Ich will wissen, ob Du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.

    Ich will wissen, ob Du die Schönheit sehen kannst, auch, wenn es nicht jeden Tag schön ist und ob Du Dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst.

    Ich will wissen, ob Du mit dem Scheitern — meinem und Deinem — leben kannst und trotzdem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmonds rufst: „Ja!“

    Es interessiert mich nicht zu erfahren, wo Du lebst und wieviel Geld Du hast. Ich will wissen, ob Du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und Verzweiflung, erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für die Kinder getan werden muß.

    Es interessiert mich nicht, wer Du bist und wie Du hergekommen bist. Ich will wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.

    Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem Du gelernt hast. Ich will wissen, was Dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt.

    Ich will wissen, ob Du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gern mit Dir zusammen bist.

    Oriah Mountain Dreamer, kanadische Schrifstellerin

    Quelle: http://www.optipage.de/print/einladung.html

  2. 2

    Ja, ja jetzt kann ich zu diesem Gedicht ja sagen.
    Wirklich sehr schön.
    Das Leben ist ein Abenteuer, dass jeden Tag bestanden werden will!