Tag-Archiv für » Philosophie «

Private Weltverbesserei und der Lauf der Welt — in der ideologischen Falle

Sonntag, 19. Juli 2009 2:31

Im ValueScience-Friends Newsletter meiner ehemaligen kalifornischen „Community“ Magic findet sich immer etwas spannendes zu lesen. Diesmal hat ein Artikel mit dem Titel Forger Shorter Showers meine Neugier geweckt.

Die These des Artikels ist eine direkte Konfrontation des „Freiburger Lebenswandels“, auch des meinigen. Die Idee der glücklichen Oase. Kurze Duschen mögen hierzulande weniger revolutionär klingen als in den USA, aber die Idee die Welt besser zu machen (und möglicherweise zu retten), indem man Wasser spart, Müll vermeidet, fair oder regional und biologisch einkauft, möglichst nicht fliegt, … blüht gerade auch in unserer WG.

Der Autor sagt natürlich nicht, dass das schlechte Sachen wären. Er sagt nur, dass sie nicht die richtigen Mittel sind, um die Welt aus dem Schlamassel, das ihr (ökologisch) bevorsteht, zu retten. Seine Einleitung macht deutlich, aus welcher Perspektive er das Problem betrachtet:
[…]

Thema: Deutsch | Kommentare (1) | Autor:

Wikipedia-Soziologie

Montag, 8. Juni 2009 15:18

Vor einer Weile habe ich hier schon Gedanken zu den Zukunftsaussichten verschiedener Enzyklopädie-Modelle veröffentlicht, und bin dabei auch kurz auf die Faszination der Auseinandersetzungen zwischen aktiven Benutzern und Gruppen auf Wikipedia eingegangen. Anlässlich eines eskalierten Streits über Artikel rund um Scientology berichtet die NYTimes und liefert damit noch ein paar interessante Facetten zu meinem älteren Artikel:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Aufmerksamkeit ist endlich

Sonntag, 24. Mai 2009 13:29

Eigentlich hat man es ja schon oft genug gehört, aber so richtig im Leben und in der Lebenspraxis ist es wohl kaum angekommen — die Zerstreuungen und Ablenkungen der modernen Welt machen uns unproduktiv und mürbe.

Ein interessanter NYTimes-Artikel macht diesen Punkt noch einmal in aller Deutlichkeit, und hat auch einen praktikablen praktischen Ratschlag:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Unkown unkowns

Freitag, 22. Mai 2009 15:56

Zielloses Herumstreunen in den Weiten des Internets bringen mich zuerst auf das Ziel einer alten Google-Bombe über „Weapons of Mass Destruction“ und dann auf eine Buch mit Zitaten von Donald Rumsfeld, dessen poetische und philosophische Qualität auch von mir schon früher anerkannt wurde, mit folgendem Zitat in meiner Sammlung:

Der Tod neigt dazu, eine deprimierende Sicht des Krieges zu vermitteln.

Hier also noch eine wirklich tiefsinnige und nachdenkenswerte Ausführung von ihm, zitiert aus der Amazon.com Seite des Buches:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare (1) | Autor:

Enzyklopädie gestern, heute und morgen

Freitag, 22. Mai 2009 15:50

Ein NYTimes-Artikel über das Ende (und Scheitern) von Microsofts’s Encarta enthält einige interessante Ausführungen über die Legitimierung von „Wissen“ in unserer Gesellschaft. Hier zuerst ein zentrales Zitat, dann einige Gedanken von mir:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Denn sie wissen nicht, was sie glücklich macht

Donnerstag, 21. Mai 2009 19:37

Ich schaue immer noch mit Vergnügen und einer gewissen Wehmut durch die Leseempfehlungs-Rundmails, die meine kalifornischen Mitbewohner von Magic an die Studenten ihres Stanford-Seminars zu „Valuescience“ und Interessierte Freunde (so wie mich) schicken. Ein großes Steckenpferd dieser Denkrichtung ist, dass wir uns in der Regel täuschen, wenn wir versuchen einzuschätzen, wie viel Glück oder Freude eine bestimmte Sache (oder auch ein Job, ein Lebenspartner, …) uns bringen werden. Und damit natürlich suboptimal leben.

Ein Aspekt davon wird sehr schön illustriert von dem Psychologen Dan Gilbert aus Harvard in einem TED-Talk, in Form der bekannten Abweichungen von der Rational Choice Theory. Für Psychologen und Ökonomen eine schöne Auffrischung und Anschauung, für alle Anderen vermutlich sehr lehrreich. Es stellt sich nur die Frage, was daraus für unsere Lebensführung folgt? Ein Punkt, den die Magic-Leute machen, ist: in unseren Entscheidungen mehr darauf vertrauen, wie es anderen Leuten geht, die sich für eine der Alternativen entschieden haben, die wir erwägen. Wir seien nicht so besonders wie wir immer denken. Was dort radikal gelebt wird und (so wurde mir berichtet) nach einer systematischen Befragung von verheirateten Frauen dazu geführt hat, dass die zwei Mütter in der WG sich entschieden haben „alleine“ Kinder zu bekommen und sie in der Community großzuziehen.

Genug Erinnerungen, hier geht’s zum Video:

[…]

Thema: Stanford | Kommentare deaktiviert | Autor:

Zwischen Biologie und Kultur

Sonntag, 10. Mai 2009 14:09

Ich habe mich in Gespräche mit anderen Psychologiestudenten schon öfter seltsam gefühlt, weil ich gegen das Neuropsycho-Fieber komplett immun zu sein scheine, das in unserer Disziplin ansonsten gerade grassiert. Ich finde neurobiologische Erkenntnisse grundsätzlich sehr interessant, aus einer philosopisch-grundlagenwissenschaftlichen Perspektive. Es geht ihnen meiner Meinung nach aber die praktische Relevanz großteils ab. Wobei diese Aussage an die ganz grundsätzliche Frage nach der relativen Bedeutung biologischer und kultureller Faktoren für unsere Existenz und unsere Eigenschaften rührt. In meiner Prüfungsliteratur für Kulturpsychologie fand ich dazu eine sehr schöne Ausführung, die aber natürlich nicht als neutrale Einschätzung zu lesen ist:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Der „mexican fisherman“ oder: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

Freitag, 1. Mai 2009 0:01

Pünktlich zum Tag der Arbeit entdecke ich in alten Psycho-Verteiler-E-Mails (vielen Dank an Carsten) eine nette kleine Geschichte über die Begegnung zwischen zwei Entwürfen des Wegs zu Lebensglück, in der Gestalt eines amerikanischen Geschäftsmanns und eines mexikanischen Fischers. Zum Glück habe ich mir die Mühe gemacht, den Ursprung dieser Geschichte zu recherchieren, denn es stellt sich heraus dass sie eine Variation einer Kurzgeschichte von Heinrich Böll ist. Diese hat er als „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ für den NDR geschrieben, für eine Sendung am 1. Mai 1963.

Was im Kontext des Wirtschaftswunders vermutlich ein wenig verrückt klang, dürfte heute auf fruchtbareren Boden fallen. Ich füge nach der deutschen auch die englische Fassung ein, für internationale Freunde und weil ich die Adaption so lustig finde.

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Woher kommt unser Geld?

Dienstag, 7. April 2009 21:19

Die Zeit ist ideal, um über die Weltwirtschaft, den Kapitalismus und das Wesen des Geldes nachzudenken. Da trifft es sich gut, dass mir ein vergilbter und zerfetzter Artikel aus der Zeit in die Hände fiel, der einige Zeit bei uns in der WG im „Ort der Bildung“ hing und glücklicherweise auch online frisch wie am ersten Tag zu lesen ist: Verdammt zum Wachsen (DIE ZEIT 18.11.2004 Nr.48)

Im Folgenden trage ich aus meiner Perspektive die zentralen Thesen des Artikels zusammen, den ich im Original interessant, aber etwas konfus finde, gefolgt von einigen eigenen Überlegungen dazu.

Die erste Grundthese ist, dass der Kapitalismus Wachstum braucht, um weiter zu bestehen. Das liege am Wesen des Geldes, das eigentlich Kredit sei. Kredit nimmt aber nur jemand auf, der überzeugt ist, ihn einschließlich Zinsen zurückzahlen zu können. Das heißt: erfolgreich investieren – mit anderen Worten: Wachstum erzeugen.

Drittens, jedem Geldvermögen steht eine Schuld gegenüber. Wenn ein Mensch sparen will, also Geldvermögen aufbauen, braucht er notwendigerweise einen anderen, der sich verschulden möchte. In einer geschlossenen Volkswirtschaft, in der es keinen Kontakt zum Ausland gibt, oder in der Weltwirtschaft als Ganzes ist die Differenz zwischen Geldvermögen und Schulden immer gleich null. Viertens, Geld entsteht aus Kredit, ja, es ist nichts anderes als Kredit.

Die zweite interessante These ist, dass dieses System zusammenbricht, wenn die Symmetrie zwischen den Kreditaufnehmern und Kreditgebern verloren geht. Das passiert vor allem, wenn mehr Akteure sparen wollen:

[…]

Thema: Deutsch | Kommentare deaktiviert | Autor:

Altersweisheit

Samstag, 31. Januar 2009 0:49

Ich bin über ein Buch gestolpert, dessen Idee mir so gut gefällt, dass ich kurz darüber schreiben muss, obwohl es laut NYTimes-Rezension anscheinend nicht gut ist: „How to Live -
A Search for Wisdom From Old People (While They Are Still on This Earth)“ von Henry Alford.

Das Buch scheint leider seine Stärken dort zu haben, wo es lustig ist (nicht schlecht, aber nicht das wofür ich so ein Buch gerne lesen würde), und sonst eher seicht zu sein. Dabei frage ich mich immer wieder: Müssten nicht eigentlich alte Leute eine Menge darüber wissen, wie man ein glückliches Leben führt? Wenigstens manche alte Leute? Der Vorteil ist ja auch, dass man es ihnen recht gut ansieht, ob sie glücklich gelebt haben.

Aber niemand, den ich kenne, scheint den Alten in seiner Umgebung diese Frage zu stellen. Liegt das daran, dass wir immer zu beschäftigt sind? Oder dass wir denken, unsere Welt und unser Leben seien ohnehin wieder ganz anders? Stimmt das auch? Und wenn ja, ist das eine gute Entwicklung für eine Gesellschaft, und ein gutes Tempo der Veränderung?

Oh, viele Fragen! Wären nur meine Großeltern in der Nähe :-)

Thema: Deutsch | Kommentare (2) | Autor: