Anti-Islamismus vor dem Hintergrund es Antisemitismus

In einem ZEIT Interview, das sich nur knapp explizit auf Sarrazin bezieht, aber trotzdem sicherlich in die mit ihm explodierte Diskussion einzuordnen ist, bezieht ein Berliner Historiker und Antisemitismus-Experte seine Erkenntnisse auf den heutigen Umgang mit Minderheiten, vor allem Muslimen. Spannend! Er spricht mir aus der Seele, wenn er fordert, historische Forschungserkenntnisse für die Gegenwart relevant zu machen:

Denn all die Arbeit ist nichts als antiquarische Liebhaberei, wenn man daraus nicht auch einen Nutzen für die Gegenwart zieht: Sich mit dem Holocaust zu beschäftigen heißt für mich, zu fragen, wohin Diskriminierung führt. Jedes genozidale Geschehen beginnt mit der kategorialen Zuschreibung von Eigenschaften zu einer bestimmten Gruppe.

Und noch eine interessante Denkfigur:

Wer antisemitische Vorurteile hegt, klagt gern über den angeblichen jüdischen Einfluss in der Presse oder an den Börsen. So etwas äußert man dann mit dem Zusatz »Aber das darf man ja nicht sagen«. Auf diese Weise steigert man noch das Gefühl der vermeintlichen Bedrohung: Die Fremden und ihre Helfershelfer wollen einem den Mund verbieten! Die populistische »Islamkritik« funktioniert ganz ähnlich. Da ist dann nicht die Rede von einer Weltverschwörung, aber von einer drohenden Islamisierung.

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Datum: Donnerstag, 25. November 2010 19:15
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