Ein E-Book-Reader erklärt den Kapitalismus

Ich habe schon wieder das Vergnügen von einem aktuellen Artikel (diesmal der Tech-Newsletter der NYTimes) an einen alten Beitrag von mir erinnert zu werden, diesmal allerdings mit einem weiten Gedankensprung, vom Digitalen Lesegerät zur Kapitalismuskritik.

In meiner leider immer noch nicht fortgesetzten Serie „Mensch und Markt – Kapitalismus aus einer psychologischen Perspektive“ schrieb ich im ersten Teil (Der Mensch als Konsument, 1. Teil oder: Was können wir wissen?):

Es zeigt sich also, dass ein freier Markt mit zunehmender Komplexität zunehmende Informations– und Bewertungskosten mit sich bringt, wenn man nicht von einem grundsätzlichen „Guten Willen“ der Anbieter ausgehen will, es dem Konsumenten recht zu machen.

Und nun entdeckt David Pogue durch Zufall, dass der von ihm rezensierte E-Book-Reader von Barnes & Noble, mehr wiegt als der Hersteller angibt. Und dass der Hersteller davon wusste (die Abweichung war angeblich durch Veränderungen in den letzten Schritten zur Serienreife entstanden), sich aber bis zur mahnenden Nachricht von David Pogue nicht darum kümmerte, die Angabe in den Publikationen zu korrigieren. Klingt nach einer Kleinigkeit, ist aber in diesem Markt wohl ein wichtiges Merkmal:

USA Today’s Ed Baig almost uncovered the secret when he wrote in his review: „Nook weighs 11.2 ounces compared with 10.2 ounces for the Kindle. I felt the extra ounce.“ No, Ed—you actually felt the extra TWO ounces.

Im Artikel finden sich noch einige Beispiele aus dem Technologiebereich, die mein Argument von damals untermauern: Der Konsument wird am Markt nicht mit dem versorgt, was er eigentlich möchte.

Und der Autor kommt zu einer schönen Umschreibung meines diesen Beitrag einleitenden Zitates:

So what does this mean? Are we now supposed to quintuple our workload by re-testing every gadget we’re sent?

I mean, for all I know, some phone I reviewed might be 4.5 inches tall instead of 4.4. Maybe the laptop battery that’s supposedly good for 500 charges over its lifetime would actually conk out after 350. Maybe the guts of a plasma TV aren’t nearly as recyclable as the company claims. How the heck would anyone know? Some of these things require a lab to test; others require a time machine.

I’m *really* cranky at Barnes & Noble for pulling this scam, because now it will be much harder to believe any of these companies‘ published specs.

My job, and yours, just got a lot more complicated.

Autor:
Datum: Donnerstag, 21. Januar 2010 23:10
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