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Politik mit harten Bandagen — ein schöner McCain-Zerriss

Freitag, 25. Juli 2008 22:28

In amerikanischen Zeitungen darf man als Op-Ed (Wikipedia erklärt was es genau ist) mutig seine persönliche Meinung schreiben. Und diese Freiheit kann man nutzen, um z.B. den Kandidaten McCain so richtig gründlich zu zerreissen. Wenn man das gelesen hat bleibt das Gefühl zurück, diesen Mann zu wählen sei eine noch größere Katastrophe für Amerika, als Bush gewesen ist. Wow. Ist vielleicht als politische Meinungsbildung nicht zu ernst zu nehmen, aber literarisch auf jeden Fall interessant. Hier ein Ausschnitt:

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Abschied von der Ordnungsökonomik — Markt, Lobbyismus und Politik

Freitag, 25. Juli 2008 22:02

In einem Artikel über Obamas Ausstieg aus der staatlichen Parteienfinanzierung hatte ich schon darüber spekuliert, was das für den demokratischen Prozess bedeutet. Es scheint mir relativ klar, dass ökonomisch starke Interessengruppen weit überproportional auf die demokratische Entscheidungsfindung wirken.

Hier haben wir ein konkretes Beispiel dafür: Viele Europäer hoffen auf Obama als Präsident und erwarten einen echten Neuanfang in der amerikanischen Politik von ihm. In vielen Punkten mögen sie recht haben. Im Artikel „Obama Camp Closely Linked With Ethanol“ lesen wir allerdings die Folge davon, dass auch Obama eine Politik machen muss, die seinen Geldgebern passt. Hier handelt es sich um Subventionen für Biokraftstoff aus Mais. In diesem Fall besonders schockierend und schmerzhaft, weil seine Haltung aus verschiedenen Perspektiven komplett irrational und inkonsistent scheint. Erstens haben sich die ökologischen Hoffnungen auf Biokraftsftoffe ziemlich gründlich erledigt. Zweitens befördert er einen weltwirtschaftlich gesehen sehr fragwürdigen Protektionismus gegenüber Biokraftstoff aus Südamerika. Die Rolle der „Biokraftstoffe“ für die weltweiten Nahrungsmittelpreise ist ein weiteres Problem. Die naheliegende Lösung scheitert am Einfluss von Interessengruppen:

Many economists, consumer advocates, environmental experts and tax groups have been critical of corn ethanol programs as a boondoggle that benefits agribusiness conglomerates more than small farmers. Those complaints have intensified recently as corn prices have risen sharply in tandem with oil prices and corn normally used for food stock has been diverted to ethanol production.

“If you want to take some of the pressure off this market, the obvious thing to do is lower that tariff and let some Brazilian ethanol come in,” said C. Ford Runge, an economist specializing in commodities and trade policy at the Center for International Food and Agricultural Policy at the University of Minnesota. “But one of the fundamental reasons biofuels policy is so out of whack with markets and reality is that interest group politics have been so dominant in the construction of the subsidies that support it.”

Meiner Meinung nach entpuppt sich die schöne Idee eines freien, effizienten Marktes, der von einem Ordnung schaffenden Staat eingerahmt wird, immer mehr als Illusion. Weil die Kräfte im Markt ihren eigenen Rahmen zimmern. Stellt sich natürlich die Frage, wie es statt dessen weitergehen kann?

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Wissenschaft im Alltag — Salt Passage

Freitag, 25. Juli 2008 20:18

Nachdem Prof. Klauer anscheinend eine grandiose Diplomfeierrede mit der deutschen Version dieser Geschichte gehalten hatte, bin ich gerade nochmal über das Thema „Wissenschaftliche Untersuchung der Bewegung von Salzstreuern bei Tisch“ gestolpert. Und habe mich daran gemacht, den „Artikel“, der der Sache anscheinend zu Grunde liegt, zu recherchieren. Er steht geneigten Lesern zum herunterladen zur Verfügung.

Hier schon vorab ein kleiner Auszug:
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Story of Stuff

Sonntag, 20. Juli 2008 13:14

Ich bin gerade zufällig über ein sehr cooles Video gestolpert, das die „Story of Stuff“ erzählt, also die Hintergründe der materiellen Seite unseres Lebens beleuchtet. Der kritische Konsument hört natürlich viele Sachen nicht zum ersten Mal, und die eine oder andere zu einfache Vereinfachung fällt auch auf. Aber erstens ist es so schön und kreativ gemacht, dass auch Passagen mit bekannten Inhalten vergnüglich anzusehen sind. Darüber hinaus finden sich auf jeden Fall einige neue oder für mich vorher nicht so prägnant zugespitzte Infos. Und zweitens braucht man von 20 Minuten Film ja keine allumfassende Darstellung der Wirklichkeit zu erwarten. Die Seite, die in dem Film zu kurz kommt, kennen wir jedenfalls alle gut genug…

Der Film ist recht lang, lohnt sich aber wirklich: storyofstuff.com. Und ungeduldige können sich in den „Teasern“ auf Youtube erstmal einen Einblick verschaffen:

Externalisierung

Die Tretmühle

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Evolution, Moral, Altruismus

Dienstag, 1. Juli 2008 18:04

Zeitgenössische amerikanische Forscher haben viel Interesse an den biologischen und moralischen Wurzeln von selbstlosem, altruistischem, moralischem und fairem Verhalten. Für mich ist diese Forschung einerseits etwas erheiternd, weil unsere Möglichkeit, zu gegenseitigem Nutzen in Gemeinschaften zusammenzuleben, im alltäglichen Leben auseichend demonstriert scheint.

Dennoch bleibt ein doppeltes Interesse bestehen: Zum einen ein philosphisches an besserem Verständnis unserer historisch-evolutionären Wurzeln. Und (wichtiger) als Argument gegen Marktideologen, die sich ja oft genug darauf berufen, dass Menschen nun mal nicht anders könnten als an ihren eigenen Nutzen denken, und deshalb ein System, in dem der Eigennutz zentral ist, die einzige realistische Möglichkeit sei.

In der NYTimes wird jetzt Forschung dargestellt, die sich mit moralischer Heuchelei beschäftigt. Darunter versteht man das Phänomen, Verhalten von anderen an anderen Standards zu messen als das eigene, sich also Handlungen zum eigenen Vorteil zu erlauben, die man an anderen verurteilen würde.

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Die Wähler und die Zahler

Montag, 23. Juni 2008 9:55

Eine erstaunliche Meldung aus Amerika: Obama wird ohne öffentliche Gelder für seine Kampagne Wahlkampf machen. Denn dann wären seine Möglichkeiten, private Spenden anzuwerben, eingeschränkt:

The public financing system limits the amount of money that campaigns can spend in return for the public money. It was set up to reduce the influence of private donations in the political process.

Das Gesetz ist dafür gedacht, den Einfluss von Privatspenden in der Politik einzugrenzen. Aber anscheinend wiegt selbst dickes staatliches Geld mittlerweile die privaten Geldströme nicht mehr auf:

In making its decision to bypass public financing, the campaign declined an infusion of $84.1 million in money from federal taxpayers. The decision means that Mr. Obama will have to spend considerably more time raising money — he will head to California next week to open the effort — at the expense of spending time meeting voters.

To make the exchange worthwhile, aides said, Mr. Obama would need to raise at least twice as much money than he would have received under public financing, with a goal of raising three times as much.

Wessen Wille zählt dann wie viel im demokratischen Prozess? Ist das im Ergebnis eine Staatsmacht, die in der Lage ist den freien Markt zu regulieren, wo nötig?

Die Antworten sind eigentlich klar. Aber sie hören sich nicht gut an.

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Bienensterben — Pestizide im Griff?

Donnerstag, 19. Juni 2008 13:16

Es ist schon eine Weile her, dass das mysteriöse Bienensterben die Gemüter erregte. Daran liegt es wohl auch, dass die (vermutliche) Aufklärung des Rätsels jetzt nur auf den Wissensseiten der SZ Platz findet, die online auf jetzt.de gelesen werden können: Bienensterben: „Erhebliche Staubabdrift“.

Anscheinend ist die Ursache ein „Pflanzenschutzmittel“ (ich kann nicht anders, als diesen Euphemismus in Anführungszeichen zu setzen), mit dem Mais-Saatgut behandelt wird. Abgewehrt wird damit der gefräßigste Mais-Parasit der Welt, der z.B. in den USA jährlich Schäden von einer Milliarde Dollar verursacht.

Da das Mittel nicht versprüht wird dachte man, es habe mit den Bienen nichts zu tun. Jetzt hat man herausgefunden, dass es durch Rütteln in den Sämaschinen von den Körnern geschmirgelt und als Staub verteilt wurde…

Klingt ziemlich verrückt, nicht? Und lässt mich einmal mehr die Frage stellen, wozu wir diesen in seinen Folgen offensichtlich unkalkulierbaren technischen Aufwand treiben sollen. Um einen noch größeren Anteil der Agrarproduktion in Fleisch „veredeln“ zu können?

Jedenfalls ein Mosaikstein für die Antwort auf die nächste Fragen, warum man denn überhaupt Bio kaufen soll. Und eine Erinnerung an einen von Gandhis vielen weisen Sprüchen:

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.

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Zitat: Experimentaldesign und Statistik

Montag, 19. Mai 2008 14:06

Ein schönes kleines Zitat, bestechend durch die klare Ansage, die es macht:

In the interplay between design and statistics, design rules!

Quelle zusammen mit meinen anderen gesammelten Zitaten hier.

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Zynismus (III) – Päng! Eine erste Definition

Samstag, 17. Mai 2008 14:04

Nachdem ich schon eine Weile immer wieder um das Thema Zynismus kreise wird es langsam reif zum ernten. Ich bin schon sehr gespannt, wohin sich meine Gedanken wenden, wenn die großen –ismen (Kapitalismus und Zynismus) erstmal versorgt sind. Ich meine damit natürlich nicht, dass ich sie in den nächsten Monaten komplett durchdrungen haben werde. Aber ich glaube, es zeichnet sich ein Punkt ab, wo sich Zwischenergebnisse formulieren lassen, die dann erstmal „alleine“ weiter reifen müssen.

Nachdem der Kapitalismus schon seinen ersten großen Beitrag erhalten hat folgt jetzt der Zynismus, vorbereitet war es ja schon.

Dieser erste „große“ Zynismusbeitrag ist noch nicht wirklich meine eigene Position, sondern eine Zusammenfassung dessen, was Slotderdijk über Zynismus schreibt. Angesichts des Umfangs von Slotderdijks Werk bin ich darauf aber doch schon ganz stolz, und bin gespannt auf Reaktionen von Lesern — inwiefern passt die Beschreibung zu eurem Erleben eurer Selbst und der Umwelt?

Entstanden ist die Zusammenfassung als Einleitung für eine kulturpsychologische Auseinandersetzung mit dem Thema im Kolloqium an der Uni. Die ganze Hausarbeit gibt es hoffentlich bald auch hier, je nach Fertigstellung und Absprache mit meinen Mitautorinnen.

Aber genug der Vorrede: Was ist Zynismus im Sinne Sloderdijks?

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Prävention

Montag, 5. Mai 2008 14:57

In einem etwas langatmigen Artikel in der Onlineausgabe der NYTimes („Blocking the Transmission of Violence“ aus dem Magazin), den ich zugegeben teilweise nur überflogen habe, wird ein interessantes Konzept zur Gewaltprävention vorgestellt, das sich aus Konzepten zur Eindämmung von Infektionskrankheiten inspiriert — und auch über letztere einige Informationen bereithält, die für mich neu waren. Insgesamt ein überraschender und auf den zweiten Blick doch einleuchtender Ansatz, Gewalt ähnlich wie eine Infektionskrankheit zu betrachten.

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