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Es lebe der Ölpreis

Montag, 5. Mai 2008 14:23

Es ist ein bisschen traurig, dass viele Menschen sich eher von einem Effekt auf ihren Geldbeutel bewegen lassen als von der Wirkung auf Umwelt und Klima. Da ist es beruhigend, dass der Geldbeutel anfängt in die richtige Richtung zu zeigen. Und in Amerika eine Art automobilen Erdrutsch bewirkt:

In what industry analysts are calling a first, about one in five vehicles sold in the United States was a compact or subcompact car during April, based on monthly sales data released Thursday. Almost a decade ago, when sport utility vehicles were at their peak of popularity, only one in every eight vehicles sold was a small car.

As Gas Costs Soar, Buyers Flock to Small Cars — New York Times

Der Verkauf der unsinnigen „S.U.V.s“ ist in den USA in den wenigen Monaten dieses Jahres um 25% gefallen. Fehlen noch 75% — das Benzin ist immer noch nicht teuer genug! :-)

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Pangea Day

Montag, 5. Mai 2008 9:23

Aus dem Umfeld der Ideen-Konferenz TED (die Beiträge sind als Videos im Internet zu sehen, ich hatte z.B. schon einen bezüglich Mythen über die Dritte Welt hier vorgestellt) gibt es ein neues spannendes Projekt: Ein globales Filmfestival, das interkulturelle Verständigung und Verständnis voranbringen soll.

Es findet schon diese Woche (am 10. Mai) statt, an vielen Orten der Welt kann man live an Großveranstaltungen teilnehmen. in Freiburg natürlich nicht, aber jeder kann über Internetstreaming seinen eigenen kleinen Festivalort aufsetzen, was ich mir ernsthaft überlege. Muss nur noch die Technik planen…

Die Beschreibungen der Filme machen jedenfalls super Lust auf eine kurzweilige vierstündige Filmnacht–

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Öko-Fanatiker

Donnerstag, 24. April 2008 23:20

Hinter diesem reißerischen Titel verbirgt sich ein Beitrag über Standby-Verbrauch von elektrischen Geräten. Weil manchmal komme ich mir schon etwas radikal vor, mir über diese (vorgestellt) winzigen Mengen von Energie Gedanken zu machen.

Aber der aktuelle Tech-Newsletter der NYTimes lässt einen das „winzig“ nochmal überdenken:

According to the Energy Department, vampire gadgets account for about 25 percent of total residential electricity consumption in the U.S.

Vor dem Hintergrund, dass das Stromsparen in Amerika noch nicht so weit verbreitet ist dürfte der Anteil bei uns sogar höher sein.

Der Tech-Kolumnist philosophiert munter über mögliche Lösungen. Und kommt zu dem Schluss, dass die Technik das Problem zu lösen hat, das sie selbst aufwirft:

The eco-magazines cheerfully suggest that we go around our houses unplugging everything every night. That, obviously, is not a suggestion that the masses will be adopting anytime soon.

You can plug certain phantom gadgets into a power strip, of course, and just turn that on or off every night. But that, too, is not a habit most people will stick to for more than about a week.

But come on. If they can put a man on the moon, surely they can come up with an *automatic* solution to phantom power.

Und stellt eine Steckerleiste vor, die automatisch die anderen Stecker vom Netz trennt, wenn der Hauptstecker wenig Energie verbraucht – was sogar bei einem Computer im Ruhezustand funktioniert und Drucker, Bildschirm etc. abklemmt.

Eigentlich sollte es auf dem deutschen Markt so etwas doch schon lange geben? Hinweise sind herzlich willkommen!

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Schuld und Sühne – Amerikas Gefängnisse

Mittwoch, 23. April 2008 22:14

Ein interessantes Aperçu von heute: Manchmal macht es einfach Spaß, die Welt durch die Brille der Zahlen zu betrachten. Etwa so:

Inmate Count in U.S. Dwarfs Other Nations’ — New York Times
The United States has less than 5 percent of the world’s population. But it has almost a quarter of the world’s prisoners.

Das ist anscheinend auf ein spezifisch amerikanisches Rechtsempfinden (verbunden mit einer entsprechenden Praxis) zurückzuführen, deren Essenz bereits im Titel genannt ist.

Eine weitere Stelle des Artikels hat mich zu psychologischen Spekulationen angeregt:

San Marino, with a population of about 30,000, is at the end of the long list of 218 countries compiled by the center. It has a single prisoner.

Wie der sich wohl fühlt?

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Bio-Fleisch-Natürlichkeits-Sketch

Sonntag, 20. April 2008 19:17

Auf Hinweis von Ilka aus Paris, die eine besonders Fleischbelastete Wohnumgebung hat und deshalb möglicherweise gerade noch mehr für das Thema sensibilisiert ist als ich ein Hinweis auf einen echt netten YouTube-Film, der die Frage nach Natürlichkeit, Bio, Fleischkonsum etc. auf eine echt nett gemachte Weise thematisiert:

Ohne gleich die Stimmung ideologisch aufzuheizen leistet er, was gutes Kabarett meiner Meinung nach soll: Meinungen, die einem im Alltag ernsthaft begegnen durch eine Zerrspiegel in ihrer ganzen Absurdität präsentieren. Viel Vergnüngen!

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Mensch und Markt — Kapitalismus aus einer psychologischen Perspektive

Mittwoch, 16. April 2008 18:06

mal wieder ein Doppel-Post mit dem Zunehmenden Grenznutzen – Ein Besuch lohnt sich ;-)

Abstract: Der folgende Artikel geht zunächst auf die emotionale Anziehungskraft und Eleganz marktwirtschaftlicher Theorien ein. Es wird die These aufgestellt, dass unsere heutige Gesellschaft dennoch weniger freien Markt braucht. Eine geplante Beitragsreihe wird kurz vorgestellt, die diese These erläutern wird. In diesem ersten Beitrag wird entsprechend ausgeführt, dass im komplexer werdenden freien Markt die Konsumenten wachsende Kosten der Informationsbeschaffung zu tragen haben, dennoch strukturell oft nicht das bekommen können, was ihren Bedürfnisse entspräche, und ihre Bedürfnisse künstlich verändert werden.

Ich denke (und hoffe!) jede Studentin und jeder Student, der oder die sich mit den Wirtschaftswissenschaften befasst, kennt den eigentümlichen Zauber, der von Markttheorien ausgeht. Es ist die einzige mir bekannte sozialwissenschaftliche Theorieschule, die es an Eleganz mit physikalischen Formeln aufnehmen kann. Nur wenige Prämissen über den Menschen sind nötig, und es lässt sich ein System entwerfen, in dem aus dem egoistischen Streben jedes Einzelnen das größte Wohl für alle hervorgeht.

Natürlich, diese Prämissen zu akzeptieren verlangt oft, beide Augen fest zuzudrücken, sich weit von der eigenen Erfahrung zu entfernen. Allerdings lehrt uns die VWL-nahe Wissenschaftstheorie: Auch eine Theorie mit fehlerhaften Prämissen kann gut sein, wenn sie gute Vorhersagen macht. Nachdem die marktwirtschaftlichen Theorien sich diesbezüglich in vielen Bereichen ja gut schlagen, bleibt nur eine gewisse Verwunderung (oder Trauer), dass die politischen Maßnahmen, die sich aus ihnen ableiten lassen, bei Politiker und Wählern wenig Gegenliebe finden und nie in der Reinheit und Konsequenz, die ein Wirtschaftswissenschaftler richtig fände, umgesetzt werden.

Diese fehlende Umsetzung ist vielleicht aber auch ein Glück für die Markttheorien: sie erspart ihnen die entscheidende Bewährungsprobe. Denn ich bin überzeugt, dass sie an dieser Bewährung scheitern würden — weil ihre Annahmen über die Natur des Menschen, aus dem sich das wirtschaftliche System aufbaut, grob fehlerhaft sind, und diese Fehler nicht nur zu geringfügigen Unregelmäßigkeiten führen, wie sie allgemein anerkannt sind, sondern dem System eine ganz andere Dynamik und Richtung geben.

Und ich bin überzeugt, dass diese Mängel mit zunehmender Komplexität und Differenziertheit stärker ins Gewicht fallen. Woraus ich folgere, dass wir nicht nur davon absehen sollten, unser Wirtschaftssystem weiter an eine ideale Marktwirtschaft anzunähern, sondern in vielen Bereichen einen entgegengesetzten Weg beschreiten sollten.

Mehr Markt, mehr Konkurrenz, mehr Kapitalismus bedeuten für die heutige Welt schärfere soziale Ungleichheit, Stress und Leistungsdruck für den Einzelnen, ein Abschwächen von sozialem Verhalten und Verstärken von Egoismus. Produktion und Konsum entfernen sich immer weiter von den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen und das politische System wird zunehmend von Akteuren der ökonomischen Sphäre beeinflusst, was es etwa erschwert, Ökologie und Klimaschutz im nötigen Maße voranzutreiben.

Diese Thesen werde ich in diesem und einer kleinen Reihe weitere Beiträge zu belegen versuchen, indem ich die Psychologie des Marktes aus verschiedenen Perspektiven beleuchte: Zunächst die psychologischen Eigenschaften des Menschen in seiner Rolle als Konsument, und die Folgen daraus für die Marktwirtschaft. Dann (in späteren Beiträgen) die „Psyche der Unternehmung“ bzw. des Menschen in seiner Rolle als Arbeiter, Angestellter, Manager, Unternehmer, weiterhin die „Eigendynamik des Eigennutzes“ bzw. die Folgen der Marktwirtschaft für den Menschen als soziales Wesen, und schließlich die Verflechtung von Wirtschaft und Politik.

Doch hiermit genug der Vorrede und auf ins erste Kapitel:

[…]

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Regierungsaufgaben oder auch nicht

Donnerstag, 27. März 2008 2:03

Mit mehreren größeren Beiträgen in Aussicht, die einfach nicht ganz fertig werden wollen (ach, Semesterferien können so hektisch sein, ich hoffe das Semester wird ruhiger :-/ ) hier nur mal wieder ein kleines Aperçu zwischendurch: Ein Zitat aus dem Präsidentschaftswahlkampf:

It is not the duty of government to bail out and reward those who act irresponsibly, whether they are big banks or small borrowers.“ – JOHN MCCAIN

So kann man das natürlich sehen.

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Mutiger Glaube

Dienstag, 25. März 2008 0:17

Aus dem Buch „Tag für Tag zur Mitte finden — ein Lesebuch durch das Jahr“ vom Dalai Lama, in dem ich zu Hause ein wenig geschmökert habe, stammt folgendes Zitat, eine klare und mutige Ansage wie ich finde:

Die menschliche Natur ist dem Wesen nach Gewaltlosigkeit. Solange das fühlende Herz und die Intelligenz des Gehirns nicht auseinander gerissen werden, kann der Mensch seiner Natur gemäß auch gewaltfrei bleiben.

Ein so positives Menschenbild muss man sich erst mal trauen zu haben. Ich denke allerdings, es wirkt sehr im Leben alleine dadurch, dass es so stark formuliert ist.

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Krieg

Sonntag, 27. Januar 2008 15:33

Es scheint die Zeit für eine Art „Nachlese“ des Irak-Kriegs gekommen, die wohl gerne vergessen würde. Immerhin, die NYTimes widmet ihr eine Serie: „about veterans of the wars in Iraq and Afghanistan who have committed killings, or been charged with them, after coming home.“

Es ist eine traurige Tatsache (irgendwie aber auch eine beruhigende, schöne Tatsache), dass im Krieg zu sein, zu kämpfen und zu töten einen Menschen nicht unverändert lässt. Traurig daran ist, dass eine Gesellschaft sich entscheidet, einen Teil ihrer Mitglieder diese Erfahrungen machen zu lassen und dann recht hilflos im Umgang mit den veränderten Heimkehrern ist. Es ist wohl auch nicht leicht:

“He left for Iraq enthusiastic and energetic and eager to serve his country,” wrote one of four mental health professionals, including two government officials, who diagnosed PTSD in Mr. Gregg. He “returned impaired by PTSD complicated by his disillusionment with the military operation in Iraq.” 

When Mr. Gregg’s tour of duty ended in March 2004, he started drinking heavily to ease his stress and expressed the wish that he had died in Iraq.

Nicht zufällig wurde die heute auch außerhalb psychologischer Fachkreise weit bekannte Traumatisierung als Störung erst spät entdeckt: Nach dem Vietnam-Krieg:

It was in 1980, five years after the Vietnam War ended, that the psychiatric establishment first recognized post-traumatic stress disorder. Vietnam veterans quickly summoned it as a primary legal defense. In many cases, the veterans argued that they had been rendered temporarily insane as a result of flashbacks to the war while committing their crimes.

Zusammen mit einem bewegenden Film, in dem die Erlebensseite von Gewalt, und zwar sowohl für Täter als auch für Opfer, sehr plastisch wird („München“ von Steven Spielberg) führen mich diese Berichte von einem „pragmatischen“ Pazifisten wieder mehr in Richtung eines radikalen Pazifismus. Wobei vielleicht genau darin eine wichtige Frage liegt: Was ist in diesem Zusammenhang „pragmatisch“? Ich glaube, Ghandi hat am Ende doch Recht:

Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.

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