Brechts Krücken
Eine Freundin teilte heute dieses schöne Gedicht mit mir, und ich finde es schön und denkwürdig genug, es hier hervorzuheben:
Die Krücken (Bertolt Brecht)
Sieben Jahre wollt kein Schritt mir glücken.
Als ich zu dem großen Arzte kam
Fragte er: Wozu die Krücken?
Und ich sagte: Ich bin lahm.
Sagte er: Das ist kein Wunder.
Sei so freundlich zu probieren!
Was dich lähmt, ist dieser Plunder.
Geh, fall, kriech auf allen vieren!
Lachend wie ein Ungeheuer
Nahm er mir die schönen Krücken
Brach sie durch auf meinem Rücken
Warf sie lachend in das Feuer.
Nun, ich bin kuriert: ich gehe.
Mich kurierte ein Gelächter.
Nur zuweilen, wenn ich Hölzer sehe
Gehe ich für Stunden etwas schlechter.
Mir persönlich macht es schon ein bisschen Angst, wenn ich versuche das Gedicht auf das „richtige Leben“ zu übertragen, mich mir selbst gedanklich auszumalen ohne die Krücken und Stützen, derer ich mich gewöhnlich bediene, die aber natürlich auch Einschränkungen sind. Ich glaube da kommt sehr gut das Gefühl des Gedichts bei mir an Ob ein Gelächter wirklich so befreiend sein kann, diesen Bann zu brechen? Vielleicht muss es wirklich das Lachen eines Ungeheuers sein…