Sprachpsychologie – Wie Wörter sich anfühlen

Sprache transportiert nicht nur rationale Inhalte, sondern auch emotionale. Soweit ist das selbstverständlich. Spannend ist, dass tatsächlich bestimmte Wörter kulturell geteilt mit bestimmten Gefühlen verbunden sind. Und dass die Kommunikation dadurch ganz subtil eine bestimmte Färbung bekommt.

Wie oft denkt man schon darüber nach, was im Wort „Manager“ mitklingt? Ich gestehe, bei mir persönlich ist das Gefühl in diesem Fall auch nicht so toll.

Und wie so oft wird der Blick für diese Phänomene erst im Kontrast zu anderen Kulturen möglich. Hier ist spannende Forschung zu dem Thema, aus der Süddeutschen:

„Der Manager fühlt sich in Deutschland an wie ein Metzger: ziemlich dynamisch, ziemlich mächtig und ziemlich negativ.“ Das ist kein Satz eines Verächters marktwirtschaftlicher Unternehmensstrukturen oder eines geplagten Angestellten. Er ist das stichfeste Ergebnis einer Studie zum Gefühlsgehalt von Wörtern, die am Psychologischen Institut der Humboldt-Universität in Berlin entsteht.

Bestimmte Wörter können in unterschiedlichen Sprachgemeinschaften jedoch deutlich andere Gefühle auslösen: In den Vereinigten Staaten evozieren Wörter aus dem sexuellem Kontext starke Emotionen: Sie fühlen sich an wie Zorn oder Gewalt, während ein Deutscher recht emotionslos auf das Wort „homosexuell“ reagiert.

Der Manager dagegen wird in den USA eher wie ein Richter empfunden: Mächtig, aber beruhigend –dort folgt man gerne seinen Anweisungen. Das ergaben Studien David Heises von der Indiana University, der bereits eine Art Wörter-Gefühlslexikon für die USA erstellt hat.

Kulturen unterscheiden sich auch darin, wie sie zur Macht stehen“, sagt Schröder. US-Amerikaner zum Beispiel haben, anders als Deutsche, dem emotionalen Gehalt zufolge, den sie Managern, Richtern, Präsidenten oder Gott zuweisen, ein eher positives Verhältnis zur Machtfülle. Zwar können mit dieser Methode zum Messen des Gefühlsgehalts keine Erkenntnisse darüber gewonnen werden, weshalb Wörter in verschiedenen Kulturen unterschiedlich besetzt sind.

Aber sie liefert zum Beispiel eine Möglichkeit, die These des Kriminologen Christian Pfeiffer zu überprüfen, nach der Deutsche, die in der DDR aufwuchsen, autoritätshöriger seien als ihre Brüder und Schwestern aus dem Westen und es daher unter ihnen mehr Rechtsextreme gebe. „Wenn ein Mensch Wörter, die mit Macht verbunden werden, als angenehm empfindet“, sagt der Psychologe, „so ist davon auszugehen, dass er ein positives Verhältnis zu Autorität hat.“

Sprachpsychologie Schlächter Beigeschmack — Kultur — sueddeutsche.de

Autor:
Datum: Dienstag, 20. März 2007 15:15
Trackback: Trackback-URL Themengebiet: Allgemein

Feed zum Beitrag: RSS 2.0 Kommentare und Pings geschlossen.

Keine weiteren Kommentare möglich.