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Zitat: Experimentaldesign und Statistik

Montag, 19. Mai 2008 14:06

Ein schönes kleines Zitat, bestechend durch die klare Ansage, die es macht:

In the interplay between design and statistics, design rules!

Quelle zusammen mit meinen anderen gesammelten Zitaten hier.

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Prävention

Montag, 5. Mai 2008 14:57

In einem etwas langatmigen Artikel in der Onlineausgabe der NYTimes („Blocking the Transmission of Violence“ aus dem Magazin), den ich zugegeben teilweise nur überflogen habe, wird ein interessantes Konzept zur Gewaltprävention vorgestellt, das sich aus Konzepten zur Eindämmung von Infektionskrankheiten inspiriert — und auch über letztere einige Informationen bereithält, die für mich neu waren. Insgesamt ein überraschender und auf den zweiten Blick doch einleuchtender Ansatz, Gewalt ähnlich wie eine Infektionskrankheit zu betrachten.

[…]

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Pangea Day

Montag, 5. Mai 2008 9:23

Aus dem Umfeld der Ideen-Konferenz TED (die Beiträge sind als Videos im Internet zu sehen, ich hatte z.B. schon einen bezüglich Mythen über die Dritte Welt hier vorgestellt) gibt es ein neues spannendes Projekt: Ein globales Filmfestival, das interkulturelle Verständigung und Verständnis voranbringen soll.

Es findet schon diese Woche (am 10. Mai) statt, an vielen Orten der Welt kann man live an Großveranstaltungen teilnehmen. in Freiburg natürlich nicht, aber jeder kann über Internetstreaming seinen eigenen kleinen Festivalort aufsetzen, was ich mir ernsthaft überlege. Muss nur noch die Technik planen…

Die Beschreibungen der Filme machen jedenfalls super Lust auf eine kurzweilige vierstündige Filmnacht–

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Öko-Fanatiker

Donnerstag, 24. April 2008 23:20

Hinter diesem reißerischen Titel verbirgt sich ein Beitrag über Standby-Verbrauch von elektrischen Geräten. Weil manchmal komme ich mir schon etwas radikal vor, mir über diese (vorgestellt) winzigen Mengen von Energie Gedanken zu machen.

Aber der aktuelle Tech-Newsletter der NYTimes lässt einen das „winzig“ nochmal überdenken:

According to the Energy Department, vampire gadgets account for about 25 percent of total residential electricity consumption in the U.S.

Vor dem Hintergrund, dass das Stromsparen in Amerika noch nicht so weit verbreitet ist dürfte der Anteil bei uns sogar höher sein.

Der Tech-Kolumnist philosophiert munter über mögliche Lösungen. Und kommt zu dem Schluss, dass die Technik das Problem zu lösen hat, das sie selbst aufwirft:

The eco-magazines cheerfully suggest that we go around our houses unplugging everything every night. That, obviously, is not a suggestion that the masses will be adopting anytime soon.

You can plug certain phantom gadgets into a power strip, of course, and just turn that on or off every night. But that, too, is not a habit most people will stick to for more than about a week.

But come on. If they can put a man on the moon, surely they can come up with an *automatic* solution to phantom power.

Und stellt eine Steckerleiste vor, die automatisch die anderen Stecker vom Netz trennt, wenn der Hauptstecker wenig Energie verbraucht – was sogar bei einem Computer im Ruhezustand funktioniert und Drucker, Bildschirm etc. abklemmt.

Eigentlich sollte es auf dem deutschen Markt so etwas doch schon lange geben? Hinweise sind herzlich willkommen!

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Schuld und Sühne – Amerikas Gefängnisse

Mittwoch, 23. April 2008 22:14

Ein interessantes Aperçu von heute: Manchmal macht es einfach Spaß, die Welt durch die Brille der Zahlen zu betrachten. Etwa so:

Inmate Count in U.S. Dwarfs Other Nations’ — New York Times
The United States has less than 5 percent of the world’s population. But it has almost a quarter of the world’s prisoners.

Das ist anscheinend auf ein spezifisch amerikanisches Rechtsempfinden (verbunden mit einer entsprechenden Praxis) zurückzuführen, deren Essenz bereits im Titel genannt ist.

Eine weitere Stelle des Artikels hat mich zu psychologischen Spekulationen angeregt:

San Marino, with a population of about 30,000, is at the end of the long list of 218 countries compiled by the center. It has a single prisoner.

Wie der sich wohl fühlt?

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Mensch und Markt — Kapitalismus aus einer psychologischen Perspektive

Mittwoch, 16. April 2008 18:06

mal wieder ein Doppel-Post mit dem Zunehmenden Grenznutzen – Ein Besuch lohnt sich ;-)

Abstract: Der folgende Artikel geht zunächst auf die emotionale Anziehungskraft und Eleganz marktwirtschaftlicher Theorien ein. Es wird die These aufgestellt, dass unsere heutige Gesellschaft dennoch weniger freien Markt braucht. Eine geplante Beitragsreihe wird kurz vorgestellt, die diese These erläutern wird. In diesem ersten Beitrag wird entsprechend ausgeführt, dass im komplexer werdenden freien Markt die Konsumenten wachsende Kosten der Informationsbeschaffung zu tragen haben, dennoch strukturell oft nicht das bekommen können, was ihren Bedürfnisse entspräche, und ihre Bedürfnisse künstlich verändert werden.

Ich denke (und hoffe!) jede Studentin und jeder Student, der oder die sich mit den Wirtschaftswissenschaften befasst, kennt den eigentümlichen Zauber, der von Markttheorien ausgeht. Es ist die einzige mir bekannte sozialwissenschaftliche Theorieschule, die es an Eleganz mit physikalischen Formeln aufnehmen kann. Nur wenige Prämissen über den Menschen sind nötig, und es lässt sich ein System entwerfen, in dem aus dem egoistischen Streben jedes Einzelnen das größte Wohl für alle hervorgeht.

Natürlich, diese Prämissen zu akzeptieren verlangt oft, beide Augen fest zuzudrücken, sich weit von der eigenen Erfahrung zu entfernen. Allerdings lehrt uns die VWL-nahe Wissenschaftstheorie: Auch eine Theorie mit fehlerhaften Prämissen kann gut sein, wenn sie gute Vorhersagen macht. Nachdem die marktwirtschaftlichen Theorien sich diesbezüglich in vielen Bereichen ja gut schlagen, bleibt nur eine gewisse Verwunderung (oder Trauer), dass die politischen Maßnahmen, die sich aus ihnen ableiten lassen, bei Politiker und Wählern wenig Gegenliebe finden und nie in der Reinheit und Konsequenz, die ein Wirtschaftswissenschaftler richtig fände, umgesetzt werden.

Diese fehlende Umsetzung ist vielleicht aber auch ein Glück für die Markttheorien: sie erspart ihnen die entscheidende Bewährungsprobe. Denn ich bin überzeugt, dass sie an dieser Bewährung scheitern würden — weil ihre Annahmen über die Natur des Menschen, aus dem sich das wirtschaftliche System aufbaut, grob fehlerhaft sind, und diese Fehler nicht nur zu geringfügigen Unregelmäßigkeiten führen, wie sie allgemein anerkannt sind, sondern dem System eine ganz andere Dynamik und Richtung geben.

Und ich bin überzeugt, dass diese Mängel mit zunehmender Komplexität und Differenziertheit stärker ins Gewicht fallen. Woraus ich folgere, dass wir nicht nur davon absehen sollten, unser Wirtschaftssystem weiter an eine ideale Marktwirtschaft anzunähern, sondern in vielen Bereichen einen entgegengesetzten Weg beschreiten sollten.

Mehr Markt, mehr Konkurrenz, mehr Kapitalismus bedeuten für die heutige Welt schärfere soziale Ungleichheit, Stress und Leistungsdruck für den Einzelnen, ein Abschwächen von sozialem Verhalten und Verstärken von Egoismus. Produktion und Konsum entfernen sich immer weiter von den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen und das politische System wird zunehmend von Akteuren der ökonomischen Sphäre beeinflusst, was es etwa erschwert, Ökologie und Klimaschutz im nötigen Maße voranzutreiben.

Diese Thesen werde ich in diesem und einer kleinen Reihe weitere Beiträge zu belegen versuchen, indem ich die Psychologie des Marktes aus verschiedenen Perspektiven beleuchte: Zunächst die psychologischen Eigenschaften des Menschen in seiner Rolle als Konsument, und die Folgen daraus für die Marktwirtschaft. Dann (in späteren Beiträgen) die „Psyche der Unternehmung“ bzw. des Menschen in seiner Rolle als Arbeiter, Angestellter, Manager, Unternehmer, weiterhin die „Eigendynamik des Eigennutzes“ bzw. die Folgen der Marktwirtschaft für den Menschen als soziales Wesen, und schließlich die Verflechtung von Wirtschaft und Politik.

Doch hiermit genug der Vorrede und auf ins erste Kapitel:

[…]

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Krieg

Sonntag, 27. Januar 2008 15:33

Es scheint die Zeit für eine Art „Nachlese“ des Irak-Kriegs gekommen, die wohl gerne vergessen würde. Immerhin, die NYTimes widmet ihr eine Serie: „about veterans of the wars in Iraq and Afghanistan who have committed killings, or been charged with them, after coming home.“

Es ist eine traurige Tatsache (irgendwie aber auch eine beruhigende, schöne Tatsache), dass im Krieg zu sein, zu kämpfen und zu töten einen Menschen nicht unverändert lässt. Traurig daran ist, dass eine Gesellschaft sich entscheidet, einen Teil ihrer Mitglieder diese Erfahrungen machen zu lassen und dann recht hilflos im Umgang mit den veränderten Heimkehrern ist. Es ist wohl auch nicht leicht:

“He left for Iraq enthusiastic and energetic and eager to serve his country,” wrote one of four mental health professionals, including two government officials, who diagnosed PTSD in Mr. Gregg. He “returned impaired by PTSD complicated by his disillusionment with the military operation in Iraq.” 

When Mr. Gregg’s tour of duty ended in March 2004, he started drinking heavily to ease his stress and expressed the wish that he had died in Iraq.

Nicht zufällig wurde die heute auch außerhalb psychologischer Fachkreise weit bekannte Traumatisierung als Störung erst spät entdeckt: Nach dem Vietnam-Krieg:

It was in 1980, five years after the Vietnam War ended, that the psychiatric establishment first recognized post-traumatic stress disorder. Vietnam veterans quickly summoned it as a primary legal defense. In many cases, the veterans argued that they had been rendered temporarily insane as a result of flashbacks to the war while committing their crimes.

Zusammen mit einem bewegenden Film, in dem die Erlebensseite von Gewalt, und zwar sowohl für Täter als auch für Opfer, sehr plastisch wird („München“ von Steven Spielberg) führen mich diese Berichte von einem „pragmatischen“ Pazifisten wieder mehr in Richtung eines radikalen Pazifismus. Wobei vielleicht genau darin eine wichtige Frage liegt: Was ist in diesem Zusammenhang „pragmatisch“? Ich glaube, Ghandi hat am Ende doch Recht:

Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.

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Noch mehr Wasser

Samstag, 10. November 2007 16:41

Jetzt hat mich das Wasser-Heft des Fluters komplett gepackt (siehe auch den letzten Eintrag).

Super spannend sind auch technische Entwicklungen zum Umgang mit Wasser, die dort vorgestellt werden. Etwa eine Trennung und unterschiedliche Aufbereitung der verschiedenen Abwässer im Haus.

Oder ein Strohhalm, der das Wasser filtert und damit ermöglicht, im Notfall auch unreines Wasser zu trinken. „Life Straw“, heißt das Ding. Viele Hilfsorganisationen verwenden ihn schon. Ist mit drei Dollar sogar ziemlich billig, und hält ein Jahr lang. Für die Ärmsten (die ihn am nötigsten bräuchten) natürlich immer noch unbezahlbar.

Sehr spannend auch – allerdings zum selber-nachlesen, ich mag das nicht zusammenfassen – ein Artikel über die Kulturgeschichte des Wassers. Es ist eine erstaunliche Leistung und die Basis unserer gesellschaftlichen Existenz, eine kontinuierliche Versorgung (und vor allem auch Entsorgung) mit Wasser zu bewerkstelligen.

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Fluter Wasser-Heft

Samstag, 10. November 2007 15:22

Ich bin ein Fan des Fluter-Hefts, ein Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Die haben immer Themenhefte, in denen ansprechend verpackt, aber deswegen nicht oberflächlich, aktuelle Probleme und politische Richtungsfragen aufbereitet werden. Man kann die Hefte kostenlos per Post bekommen oder auch im Internet herunterladen.

Im letzten Heft ging es um Wasser. (Hier als pdf. Es lohnt sich wirklich! Ihm entstammen alle im Folgenden zitierten Zahlen und Fakten) Daraus ein kleine Randnotiz: Dass Leitungswasser in Deutschland ziemlich gut ist, weiß man. Dass mann auch Leitungswasser bekommt, wenn man manche Flaschenwässer kauft, wusste ich nicht. Fluter nennt als Beispiele Bonaqua (gehört übrigens Coca-Cola) und Aquafine (PepsiCo). Immerhin: Das Leitungswasser der jeweilgen Abfüllorte wird mit Mineralien und Kohlensäure angereichert.

Und noch eine echte Meldung: Für die globale Diskussion über Wasserknappheit verbreitet sich der Begriff des „virtuellen Wassers“, Wasser das zur Herstellung eines Produktes nötig ist, das beim Verbraucher gar nicht nach Wasserverbrauch aussieht.

In einer Tasse Tee stecken etwa 30 Liter, in einer Tasse Kaffee 140 Liter Wasser. Ein Problem ist, dass besonders wasserarme Länder häufig wasserverschlingende Exportgüter haben. Das liegt daran, dass dort häufig Wasser noch nichts kostet. Wir Industrieländer, mit Wasser ohnehin gut ausgestattet, bereichern uns also — böse und platt gesprochen — am Wasser der Entwicklungsländer. 53 Prozent (!) des in Deutschland verbrauchten „virtuellen Wassers“ werden importiert, neben Japan und Italien importieren wir am meisten.

Und nochmal eine kleine Rückkehr zum Veganismus-Themenkreis: Das Thema habe ich ja schon behandelt. Aber die Zahlen aus dem Fluter sind krass: Ein Kilo Rindfleisch enthält 16 000 Liter virtuelles Wasser. Insgesamt gibt Fluter an (Quellen für den Artikel sind die Wasserstiftung und UNDP), ein Vegetarier verbrauche 2,4 Kubikmeter Wasser weniger pro Tag als ein Fleisch essender Mensch. Das sind übrigens 24 000 Liter.

Go Vegan! :-)

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Ein Beitrag über das Nichts: Viren für Mac

Donnerstag, 8. November 2007 22:11

Ich möchte dieses Blog nicht zum Platz für Technik-Debatten werden lassen, und noch weniger für Mac-Propaganda. Aber ein roter Faden hier soll ja sein: Themen, die viel diskutiert werden und nie beigelegt. Normalerweise versuche ich das durch Fakten zu tun (siehe etwa „Effekte der Massentierhaltung auf Klima und Umwelt“).

Beim Thema „Viren für Mac“ geht das aber nicht – man kann die Hacker schlecht fragen, warum sie keine Mac-Viren schreiben. Vielleicht kann ich dennoch zur Klärung der Frage beitragen. Als Anlass sowie als Quelle von Argumenten nehme ich den von mir sehr geschätzten Technik-Kolumnisten der NYTimes, David Pogue.

Die Grundpositionen sind zum einen „Mac ist so sicher, es ist unmöglich (oder extrem schwierig) Viren für Mac zu schreiben“, zum anderen „Es gibt einfach so wenige Macs, dass es sich nicht lohnt Viren für Mac zu schreiben“.

Diese Frage stellt sich David Pogue so, gefolgt von zwei Antworten seiner Leser:

How come there are still no viruses for Mac OS X? If it has 6 percent of the market, shouldn’t it have 6 percent of the viruses?

–„It’s not that writing an Apple virus is particularly hard. It’s that writing a Windows virus is so easy. The holes are known, as are the methods of delivering payloads through them. “200,000 viruses a year” number is mostly just variations on exploiting the 5 ports that Microsoft left open in Windows XP by default.

In comparison, writing a Mac virus would require real work on the part of the hackers. This eliminates the Script Kiddies.“

–„The lack of viruses on a Mac isn’t because of a small market; creating a working virus on a Mac would be a major feat. Any virus maker would get instant recognition and accolades from his or her peers.

Rather, it’s that Mac OS X is from a Unix heritage, and Unix has been designed to safely share resources amongst a number of users.“

Für die „Wenig-Macs“ These sprach aus meiner Sicht lange, dass der Marktanteil ja nicht nur Einfluss auf die erreichbaren Computer hat, sondern auch auf die Verbreitungsmöglichkeiten, d.h. ein kleiner Marktanteil schützt überproportional. Und wenn man Virenprogrammierer als ökonomisch motiviert sieht (was sicherlich viele sind) erklärt das viel.

Allerdings finde ich das Argument der psychologischen Motivation, das in der zweiten Antwort angesprochen wird sehr gewichtig. Die angebliche Unverwundbarkeit des Mac müsste für Hacker eine Motivation darstellen, die das ökonomische Desinteresse mehr als aufwiegt. Und somit bleibt als Erklärung eigentlich wirklich nur die extrem sichere Architektur des Systems.

Da muss man nicht mal die Verschwörungstheorie-These bemühen, dass wenn es möglich wäre Microsoft schon längst einen Mac-Virus in Umlauf gebracht hätte – was ich im übrigen auch gar nicht so abwegig finde, vor dem Hintergrund wie massiv Apple gegen Windows mit dem Virenargument wirbt.

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