Fragen und Antworten – Gedicht
Auf Eikos schönem Blog habe ich gerade einige Zeit in einer Schleife verbracht, immer wieder ein Neues der Gedichte anzuschauen, die er dort gesammelt hat (übrigen, Eiko, wäre es schön wenn man die auch alle auf einem Haufen anschauen könnte, nicht nur zufällig;-)
Es freut mich, dass dabei eine ganze Menge Erich Fried zu lesen ist, einer meiner Lieblingsdichter. Besonders gepackt hat mich heute dieses:
Fragen und Antworten
Wo sie wohnt?
Im Haus neben der Verzweiflung
Mit wem sie verwandt ist?
Mit dem Tod und der Angst
Wohin sie gehen wird
wenn sie geht?
Niemand weiß das
Von wo sie gekommen ist?
Von ganz nahe oder ganz weit
Wie lange sie bleiben wird?
Wenn du Glück hast solange du lebst
Was sie von dir verlangt?
Nichts oder alles
Was soll das heißen?
Dass das ein und dasselbe ist
Was gibt sie dir
oder auch mir– dafür?
Genau soviel wie sie nimmt
Sie behält nichts zurück
Hält sie dich –oder mich–
gefangen
oder gibt sie uns frei?
Es kann uns geschehen
dass sie uns die Freiheit schenkt
Frei sein von ihr
ist das gut oder schlecht?
Es ist das ärgste
was uns zustoßen kann
Was ist sie eigentlich
und wie kann man sie definieren?
Es heißt dass Gott gesagt hat
dass er sie ist
(Erich Fried)