Fragen und Antworten – Gedicht

Auf Eikos schönem Blog habe ich gerade einige Zeit in einer Schleife verbracht, immer wieder ein Neues der Gedichte anzuschauen, die er dort gesammelt hat (übrigen, Eiko, wäre es schön wenn man die auch alle auf einem Haufen anschauen könnte, nicht nur zufällig;-)

Es freut mich, dass dabei eine ganze Menge Erich Fried zu lesen ist, einer meiner Lieblingsdichter. Besonders gepackt hat mich heute dieses:

Fragen und Antworten

Wo sie wohnt?

Im Haus neben der Verzweiflung

Mit wem sie verwandt ist?

Mit dem Tod und der Angst

Wohin sie gehen wird

wenn sie geht?

Niemand weiß das

Von wo sie gekommen ist?

Von ganz nahe oder ganz weit

Wie lange sie bleiben wird?

Wenn du Glück hast solange du lebst

Was sie von dir verlangt?

Nichts oder alles

Was soll das heißen?

Dass das ein und dasselbe ist

Was gibt sie dir

oder auch mir– dafür?

Genau soviel wie sie nimmt

Sie behält nichts zurück

Hält sie dich –oder mich–

gefangen

oder gibt sie uns frei?

Es kann uns geschehen

dass sie uns die Freiheit schenkt

Frei sein von ihr

ist das gut oder schlecht?

Es ist das ärgste

was uns zustoßen kann

Was ist sie eigentlich

und wie kann man sie definieren?

Es heißt dass Gott gesagt hat

dass er sie ist

(Erich Fried)

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Datum: Freitag, 31. August 2007 18:22
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