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Zynismus (III) – Päng! Eine erste Definition

Samstag, 17. Mai 2008 14:04

Nachdem ich schon eine Weile immer wieder um das Thema Zynismus kreise wird es langsam reif zum ernten. Ich bin schon sehr gespannt, wohin sich meine Gedanken wenden, wenn die großen –ismen (Kapitalismus und Zynismus) erstmal versorgt sind. Ich meine damit natürlich nicht, dass ich sie in den nächsten Monaten komplett durchdrungen haben werde. Aber ich glaube, es zeichnet sich ein Punkt ab, wo sich Zwischenergebnisse formulieren lassen, die dann erstmal „alleine“ weiter reifen müssen.

Nachdem der Kapitalismus schon seinen ersten großen Beitrag erhalten hat folgt jetzt der Zynismus, vorbereitet war es ja schon.

Dieser erste „große“ Zynismusbeitrag ist noch nicht wirklich meine eigene Position, sondern eine Zusammenfassung dessen, was Slotderdijk über Zynismus schreibt. Angesichts des Umfangs von Slotderdijks Werk bin ich darauf aber doch schon ganz stolz, und bin gespannt auf Reaktionen von Lesern — inwiefern passt die Beschreibung zu eurem Erleben eurer Selbst und der Umwelt?

Entstanden ist die Zusammenfassung als Einleitung für eine kulturpsychologische Auseinandersetzung mit dem Thema im Kolloqium an der Uni. Die ganze Hausarbeit gibt es hoffentlich bald auch hier, je nach Fertigstellung und Absprache mit meinen Mitautorinnen.

Aber genug der Vorrede: Was ist Zynismus im Sinne Sloderdijks?

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Mensch und Markt — Kapitalismus aus einer psychologischen Perspektive

Mittwoch, 16. April 2008 18:06

mal wieder ein Doppel-Post mit dem Zunehmenden Grenznutzen – Ein Besuch lohnt sich ;-)

Abstract: Der folgende Artikel geht zunächst auf die emotionale Anziehungskraft und Eleganz marktwirtschaftlicher Theorien ein. Es wird die These aufgestellt, dass unsere heutige Gesellschaft dennoch weniger freien Markt braucht. Eine geplante Beitragsreihe wird kurz vorgestellt, die diese These erläutern wird. In diesem ersten Beitrag wird entsprechend ausgeführt, dass im komplexer werdenden freien Markt die Konsumenten wachsende Kosten der Informationsbeschaffung zu tragen haben, dennoch strukturell oft nicht das bekommen können, was ihren Bedürfnisse entspräche, und ihre Bedürfnisse künstlich verändert werden.

Ich denke (und hoffe!) jede Studentin und jeder Student, der oder die sich mit den Wirtschaftswissenschaften befasst, kennt den eigentümlichen Zauber, der von Markttheorien ausgeht. Es ist die einzige mir bekannte sozialwissenschaftliche Theorieschule, die es an Eleganz mit physikalischen Formeln aufnehmen kann. Nur wenige Prämissen über den Menschen sind nötig, und es lässt sich ein System entwerfen, in dem aus dem egoistischen Streben jedes Einzelnen das größte Wohl für alle hervorgeht.

Natürlich, diese Prämissen zu akzeptieren verlangt oft, beide Augen fest zuzudrücken, sich weit von der eigenen Erfahrung zu entfernen. Allerdings lehrt uns die VWL-nahe Wissenschaftstheorie: Auch eine Theorie mit fehlerhaften Prämissen kann gut sein, wenn sie gute Vorhersagen macht. Nachdem die marktwirtschaftlichen Theorien sich diesbezüglich in vielen Bereichen ja gut schlagen, bleibt nur eine gewisse Verwunderung (oder Trauer), dass die politischen Maßnahmen, die sich aus ihnen ableiten lassen, bei Politiker und Wählern wenig Gegenliebe finden und nie in der Reinheit und Konsequenz, die ein Wirtschaftswissenschaftler richtig fände, umgesetzt werden.

Diese fehlende Umsetzung ist vielleicht aber auch ein Glück für die Markttheorien: sie erspart ihnen die entscheidende Bewährungsprobe. Denn ich bin überzeugt, dass sie an dieser Bewährung scheitern würden — weil ihre Annahmen über die Natur des Menschen, aus dem sich das wirtschaftliche System aufbaut, grob fehlerhaft sind, und diese Fehler nicht nur zu geringfügigen Unregelmäßigkeiten führen, wie sie allgemein anerkannt sind, sondern dem System eine ganz andere Dynamik und Richtung geben.

Und ich bin überzeugt, dass diese Mängel mit zunehmender Komplexität und Differenziertheit stärker ins Gewicht fallen. Woraus ich folgere, dass wir nicht nur davon absehen sollten, unser Wirtschaftssystem weiter an eine ideale Marktwirtschaft anzunähern, sondern in vielen Bereichen einen entgegengesetzten Weg beschreiten sollten.

Mehr Markt, mehr Konkurrenz, mehr Kapitalismus bedeuten für die heutige Welt schärfere soziale Ungleichheit, Stress und Leistungsdruck für den Einzelnen, ein Abschwächen von sozialem Verhalten und Verstärken von Egoismus. Produktion und Konsum entfernen sich immer weiter von den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen und das politische System wird zunehmend von Akteuren der ökonomischen Sphäre beeinflusst, was es etwa erschwert, Ökologie und Klimaschutz im nötigen Maße voranzutreiben.

Diese Thesen werde ich in diesem und einer kleinen Reihe weitere Beiträge zu belegen versuchen, indem ich die Psychologie des Marktes aus verschiedenen Perspektiven beleuchte: Zunächst die psychologischen Eigenschaften des Menschen in seiner Rolle als Konsument, und die Folgen daraus für die Marktwirtschaft. Dann (in späteren Beiträgen) die „Psyche der Unternehmung“ bzw. des Menschen in seiner Rolle als Arbeiter, Angestellter, Manager, Unternehmer, weiterhin die „Eigendynamik des Eigennutzes“ bzw. die Folgen der Marktwirtschaft für den Menschen als soziales Wesen, und schließlich die Verflechtung von Wirtschaft und Politik.

Doch hiermit genug der Vorrede und auf ins erste Kapitel:

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Bipolare Störung bei Kindern – Pharma mal wieder

Freitag, 7. September 2007 12:43

Laut einem spannenden NY-Times-Artikel hat sich die Anzahl der mit der Bipolaren Störung (der veraltete Name „Manisch-Depressive Störung“ sagt mehr über die Symptome, noch mehr sagt Wikipedia) diagnostizierten Kinder und Jugendliche zwischen 1994 und 2003 vervierzigfacht! Danach ging der Anstieg allem Anschein nach weiter.

Man könnte sich natürlich freuen, dass mehr psychisch kranke Kinder endlich die Behandlung bekommen, die sie brauchen. Aber bei den Zahlen… Man könnte auch sagen:

Other experts say bipolar disorder is overdiagnosed. The term, the critics say, has become a catchall applied to almost any explosive, aggressive child.

NYTimes 4.9.2007 — Bipolar Illness Soars as a Diagnosis for the Young (Selbe Quelle auch für die folgenden Zitate)

Jedenfalls ist unklar, ob die Medikamente bei Jugendlichen ähnlich wirken wie bei Erwachsenen, und welche Nebenwirkungen sie haben. Getestet sind sie nicht. Klar ist, dass die Entwicklung die Pharmafirmen freut. Die Medikamente für Bipolare Störung sind ziemliche Hämmer, und kosten etwa 3–5 mal so viel wie Medikamente für „normale Störungen“ wie Depression oder Angst.

Ich erspare euch die genauen Medikamente, die am häufigsten dabei sind. Die meisten können mit den Namen nichts anfangen, und die anderen wird das kalte Grauen packen. In dem Artikel stehen sie.

Jedenfalls noch drei Anmerkungen:

Die Diagnose ist unsicher, und es ist unwahrscheinlich dass ein Kind, das die Störung diagnostiziert bekommt, sie auch als Erwachsener bekommt. Das ist ein bisschen seltsam, weil die Bipolare Störung eine starke genetische Komponente hat. Noch seltsamer ist, dass die Kinder später eher depressiv werden, was eine starke soziale Komponente in der Enstehung hat.

“From a developmental point of view,” Dr. March said, “we simply don’t know how accurately we can diagnose bipolar disorder or whether those diagnosed at age 5 or 6 or 7 will grow up to be adults with the illness. The label may or may not reflect reality.”

Most children who qualify for the diagnosis do not proceed to develop the classic features of adult bipolar disorder like mania, researchers have found. They are far more likely to become depressed.

Ungefähr die Hälfte der Kinder hat noch eine andere Diagnose, in der Mehrzahl ADS. Da treffen sich dann zwei unklare, „catch-all“-Diagnosen für „schwierige“ Kinder. Deshalb ein kleines Zitat und Fazit:

“These are kids that have rage, anger, bubbling emotions that are just intolerable for them,” Dr. Pavuluri said, “and it is good that this is finally being recognized as part of a single disorder.”

Vielleicht wäre es auch ganz gut, nach einem Grund für diese Gefühle zu suchen?

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Evolution, Moral, Altruismus

Dienstag, 20. März 2007 15:23

Mein Verhältnis zur Evolution ist ein gespaltenes. Auf der einen Seite scheint die Sache empirisch zu stimmen und ist logisch bestechend. Auf der anderen Seite ist die Übertragung auf menschliches Verhalten mir oft zu simpel, zu sehr auf Basis einer Augenschein-Argumentation.

Interessante Entdeckungen im Grenzbereich zwischen Biologie und Philosophie referiert die NYTimes, und eröffnet damit meiner Meinung nach eine ganz wichtige Perspektive.

Ich verstehe noch nicht ganz, warum die unten hervorgehobene Annahme falsch sein soll. Schließlich geht es ja am Ende immer darum, wessen Gene sich besser verbreiten. Aber dass sie zumindest möglicherweise falsch sein könnte finde ich spannend.

„Morality is as firmly grounded in neurobiology as anything else we do or are,“ Dr. de Waal wrote in his 1996 book „Good Natured.“ Biologists ignored this possibility for many years, believing that because natural selection was cruel and pitiless it could only produce people with the same qualities. But this is a fallacy, in Dr. de Waal’s view. Natural selection favors organisms that survive and reproduce, by whatever means. And it has provided people, he writes in „Primates and Philosophers,“ with „a compass for life’s choices that takes the interests of the entire community into account, which is the essence of human morality.“

Scientist Finds the Beginnings of Morality in Primate Behavior — New York Times (Hervorhebung von mir)

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Sprachpsychologie – Wie Wörter sich anfühlen

Dienstag, 20. März 2007 15:15

Sprache transportiert nicht nur rationale Inhalte, sondern auch emotionale. Soweit ist das selbstverständlich. Spannend ist, dass tatsächlich bestimmte Wörter kulturell geteilt mit bestimmten Gefühlen verbunden sind. Und dass die Kommunikation dadurch ganz subtil eine bestimmte Färbung bekommt.

Wie oft denkt man schon darüber nach, was im Wort „Manager“ mitklingt? Ich gestehe, bei mir persönlich ist das Gefühl in diesem Fall auch nicht so toll.

Und wie so oft wird der Blick für diese Phänomene erst im Kontrast zu anderen Kulturen möglich. Hier ist spannende Forschung zu dem Thema, aus der Süddeutschen:

„Der Manager fühlt sich in Deutschland an wie ein Metzger: ziemlich dynamisch, ziemlich mächtig und ziemlich negativ.“ Das ist kein Satz eines Verächters marktwirtschaftlicher Unternehmensstrukturen oder eines geplagten Angestellten. Er ist das stichfeste Ergebnis einer Studie zum Gefühlsgehalt von Wörtern, die am Psychologischen Institut der Humboldt-Universität in Berlin entsteht.

Bestimmte Wörter können in unterschiedlichen Sprachgemeinschaften jedoch deutlich andere Gefühle auslösen: In den Vereinigten Staaten evozieren Wörter aus dem sexuellem Kontext starke Emotionen: Sie fühlen sich an wie Zorn oder Gewalt, während ein Deutscher recht emotionslos auf das Wort „homosexuell“ reagiert.

Der Manager dagegen wird in den USA eher wie ein Richter empfunden: Mächtig, aber beruhigend –dort folgt man gerne seinen Anweisungen. Das ergaben Studien David Heises von der Indiana University, der bereits eine Art Wörter-Gefühlslexikon für die USA erstellt hat.

Kulturen unterscheiden sich auch darin, wie sie zur Macht stehen“, sagt Schröder. US-Amerikaner zum Beispiel haben, anders als Deutsche, dem emotionalen Gehalt zufolge, den sie Managern, Richtern, Präsidenten oder Gott zuweisen, ein eher positives Verhältnis zur Machtfülle. Zwar können mit dieser Methode zum Messen des Gefühlsgehalts keine Erkenntnisse darüber gewonnen werden, weshalb Wörter in verschiedenen Kulturen unterschiedlich besetzt sind.

Aber sie liefert zum Beispiel eine Möglichkeit, die These des Kriminologen Christian Pfeiffer zu überprüfen, nach der Deutsche, die in der DDR aufwuchsen, autoritätshöriger seien als ihre Brüder und Schwestern aus dem Westen und es daher unter ihnen mehr Rechtsextreme gebe. „Wenn ein Mensch Wörter, die mit Macht verbunden werden, als angenehm empfindet“, sagt der Psychologe, „so ist davon auszugehen, dass er ein positives Verhältnis zu Autorität hat.“

Sprachpsychologie Schlächter Beigeschmack — Kultur — sueddeutsche.de

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Wir werden alle glücklich sein: Positive Psychologie

Dienstag, 13. Februar 2007 2:52

Eine Entwicklung der zeitgenössischen Psychologie macht mir gerade Angst. Sie kommt (wie könnte es anders sein) aus Amerika, ist mit einem der ganz großen Namen der modernen, kogntiven Psychologie verbunden (Martin Seligman, bekannt für seine Arbeit zu Depression), und mit einer netten Anekdote verknüpft:

Seligman likes to tell the story of how his daughter Nikki, when she was 5, accused him of being a grouch. She reminded him that he had criticized her for being whiny and that she had worked hard to stop whining. If she could stop being whiny, he could stop being grumpy. He realized, he says, that she was right, that he was “a pessimist and depressive and someone of high critical intelligence” and that he needed to change. Seligman, who at 54 had just been elected president of the American Psychological Association and was renowned for his hard science — most of his research had been in depression — decided to put his considerable talents into finding out “what made life worth living.”

Happiness 101 — New York Times

Im Grunde tut er damit ja etwas, was ich auch mache, zur Zeit ja mal wieder besonders intensiv. Wo er allerdings hinkommt auf seiner Suche, das finde ich gruselig:

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Internationaler Club für Studierende

Samstag, 6. Januar 2007 19:26

Habe gerade durch Zufall ein cooles Angebot des Studentenwerks Freiburg entdeckt: Es gibt einen „Internationalen Club“, der regelmäßig (Donnerstags) Aktionen anbietet. Habe für die nächsten Wochen gleich zwei Sachen gefunden, auf die ich Lust habe: Einen Länderabend Türkei mit etwas Programm und anschließender Türkischer Party (gleich nächste Woche) und einen „Tanzabend — Südamerikanische Rhythmen“ Anfang Februar. Los geht’s!

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Nachholen: Italien-Blog

Sonntag, 31. Dezember 2006 18:13

Wen ich damals (so lange ist es ja noch gar nicht her!) vergaß, zu meinem Blog aus Padova einzuladen, oder vielleicht noch gar nicht kannte, kann diesem Link folgen und ein bisschen in meiner Vergangenheit stöbern: Italien-Blog. Da ich mich technisch damals noch im Mittelalter befunden habe und keine Kommentarfunktion verfügbar war könnt ihr mir gerne hier noch die eine oder andere Bemerkung hinterlassen.

Um ein wenig auf die Fährte zu führen hier ein paar Bilder, die ich bisher noch nicht im Netz hatte:

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Das Wandern ist des Studenten Lust

Freitag, 22. Dezember 2006 12:56

War gerade im Studierendensekretariat (der Titel ist gendermäßig korrekter als die Münchner „Studentenkanzlei“, ist das schonmal jemandem aufgefallen?). Die Gespräche mit der netten Frau Kohoutek, Leiterin dort, sind immer ein Vergnügen. Totale Hetze, hat dann aber doch Zeit, mir nebenher stolz ein kleines Geschenk vom Vizedirektor zu zeigen…

Diese ganze Studienplatztauschgeschichte (die übrigens bei mir jetzt insgesamt zu klappen scheint) ist ein unglaublicher Behörden-Marathon. Ungefähr so: […]

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