Die sanfte Gentechnik

Ein Artikel aus der Süddeutschen hat mich auf eine interessante neue Entwicklung in der Pflanzenzüchtung aufmerksam gemacht: „Smart-Breeding“, bei dem auf Grundlage einer Genanalyse durch herkömmlichen Kreuzung die gewünschten Gene in das Erbgut einer Pflanze gebracht werden. Klingt, als sei es weniger risikoreich im Sinne von möglichen Nebenwirkungen. Gleichzeitig macht es klar, dass die Gentechnik in einem Kontinuum von Modifikationsversuchen steht, die die Menschheit schon seit dem Beginn des Ackerbaus anwendet, sonst würden wir heute Gras essen. Und die Abwägung, wo wir uns selbst eine Grenze setzten wollen, komplizierter wird. Ich persönlich denke, dass die möglichen Folgen schon ein gutes Stück vor der Anwendung von Gentechnik kaum einzuschätzen sind. Außerdem halte ich es für gefährlich, wenn einige wenige Sorten den Anbau dominieren, wohin die hier beschriebene Entwicklung zweifellos geht:

Moderne Züchter setzen auf sogenanntes Smart-Breeding. Bei dieser Methode wird zwar das Erbgut der Pflanzen genau analysiert, um Kreuzungspartner mit den gewünschten Eigenschaften zu finden. Doch die Pflanze, die dabei am Ende herauskommt, enthält keine artfremden Gene etwa von Bakterien.

Beim Reis sind die Biotechnologen am weitesten. Bereits im Jahr 2005 wurde das Erbgut der Pflanze entschlüsselt, die etwa ein Fünftel des Kalorienbedarfs der Weltbevölkerung deckt. Kürzlich hat das IRRI die Zulassung für eine Reissorte namens „Swarna-Sub“ bekommen. Bei Überflutungen überleben diese Pflanzen bis zu 17 Tage unter Wasser.

IRRI-Forscher hatten das Sub1A-Gen, das den Pflanzen diese Fähigkeit verleiht, in einer Reissorte gefunden, die indische Bauern in hochwassergefährdeten Regionen anbauen. Die Wissenschaftler züchteten das Gen mittels natürlicher Kreuzung in Hochertragssorten hinein, unter anderem in den in Indien und Bangladesch beliebten Swarna-Reis. Bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres soll der überflutungsfeste wie ertragreiche Reis großflächig angebaut werden; im Jahr 2010 sollen Bauern eine halbe Million Hektar Land damit bepflanzen.

Der Artikel bietet außerdem noch eine interessante Anmerkung über den Umfang des Genoms von Getreidearten:

Das Erbgut der Gerste ist mit 5,1 Milliarden Basen etwa doppelt so groß wie das des Menschen. Das von Weizen ist sogar dreimal so groß. Dazu kommt, dass das Erbgut beider Getreidearten extrem unübersichtlich ist. Nur ein kleiner Teil besteht aus Abschnitten mit erkennbarer Funktion, der Rest sind Bruchstücke von Genen oder scheinbar sinnlose Wiederholungen von Sequenzen. Noch wirrer wird die Situation durch sogenannte springende Gene, die ihre Position im Erbgut ständig ändern. Erst seit wenigen Jahren gibt es überhaupt eine Chance, sich in diesem Chaos zu orientieren, weil die DNS-Analysetechniken besser geworden sind.

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Datum: Samstag, 25. April 2009 20:00
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