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Abduktion — Reise ins Hypothesenland

Mittwoch, 19. November 2008 11:13

Hin und wieder kann das Studieren ganz erhellend sein. So erfahre ich gerade nebenbei, dass man wissenschaftstheoretisch formalisieren kann, wie Hypothesen entstehen: Durch Abduktion, was sich von der Induktion und Deduktion als Formen logischer Schlüsse abgrenzt.

Und, im Gegensatz zu dem was man angesichts der Materie und meiner Einleitung erwarten würde, kann man das sogar ganz einfach illustrieren:

Die überraschende Tatsache C wird beobachtet; aber wenn A wahr wäre, würde C eine Selbstverständlichkeit sein; folglich besteht Grund zu vermuten, daß A wahr ist“ (Peirce CP 5.189).
Abduktion (Wissenschaftstheorie) – Wikipedia

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Krieg und Frieden — zivile Perspektiven für Soldaten

Dienstag, 18. November 2008 20:16

Ein kleines Aperçu, traurig und lustig zugleich, mal wieder das Zitat des Tages aus dem NYTimes-Newsletter.

You fill out a job application and you can’t write ‘long-range reconnaissance and sniper skills.’„
ANDREW SPURLOCK, an Army infantryman who was disabled in the Iraq war, on his search for a job that paid better than delivering pizzas.

Eigentlich nur traurig, das gequälte Schmunzeln rührt daher, dass dieser Mann die Absurdität der Situation so gut auf den Punkt bringt. Und immer wieder die Frage: Ist es das ganze wirklich wert?

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Der kleine Widerstand

Montag, 17. November 2008 16:25

In der Süddeutschen Zeitung hat Heribert Prantl einen schönen Kommentar zu den Demonstrationen in Gorleben geschrieben. Abgesehen von der verdienten Würdigung des jahrzehntelangen Engagements der Menschen dort findet sich ein interessanter Absatz zur Sitzblockade:

[…]

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Von Menschen und Zombies

Dienstag, 11. November 2008 11:33

Anlässlich des deutlich eingebrochenen Konsums wird ein Einzelhandels-Analyst im NYTimes-Newsletter vom 7.11.2008 wie folgt zitiert (Im „Zitat des Tages“):

You walk the mall and consumers look like zombies. They’re there in person, but not in spirit.„
JOHN MORRIS, a retailing analyst with Wachovia.

Interessant, dass Menschen, die nichts mehr kaufen, wie Zombies aussehen…

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Unmoralische Grenzwanderung

Montag, 10. November 2008 17:55

Das Thema Prostitution ist schon alleine schwierig genug. Als liberal denkender Mensch schwankt man leicht zwischen verschiedenen Gedanken und Gefühlen. Auf der einen Seite macht es Sinn, die Situation durch Legalisierung bzw. Entstigmatisierung zu verbessern. Auf der anderen Seite ist das ganze Phänomen irgendwie elend, und zwar für beide Seiten des Handels, und man wünscht sich andere Lösungen — für die Befriedigung des menschlichen Bedürfnisses nach Sexualität ebenso wie für den Lebensunterhalt. Noch komplizierter wird es, wenn gar nicht klar ist, wie sehr man dabei überhaupt für die Betroffenen sprechen kann (siehe unten).

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung bzw. jetzt.de kämpfen Studentinnen in der Ukraine gegen den Sextourismus in ihrem Land und das Image als Bordell Europas. Da kommt dann noch ein Schuss Neo-Kolonialismus in die komplizierte moralische Lage. Und ein wenig Kapitalismuskritik, wenn die Prostitution nicht nur das Überleben sichert, sondern auch Luxusgüter finanziert. Oder ist das dann die freie Entscheidung einer jungen Frau und ein schönes Beispiel dafür, wie freier Handel das Wohlergehen aller steigert?

Unanständige Angebote

Für viele Touristen ist jede Ukrainerin eine Nutte“, sagt die 20-jährige Sascha. Die Studentin mit den blonden Haaren kennt das Gefühl, ständig angefasst und wie „ein Stück Fleisch“ angegafft zu werden. Im September ergab eine Umfrage unter 1 200 Studentinnen in Kiew, dass zwei Drittel von ihnen unanständige Angebote von Ausländern bekommen haben. Darüber hinaus gibt es zum Thema Sextourismus kaum offizielle Zahlen. Laut Innenministerium arbeiten 12.000 Prostituierte in der Ukraine – Anna hält die Zahl aber für untertrieben, weil ein großer Teil der Frauen nicht erfasst sei. „Es sind nicht nur Drogensüchtige und arme Frauen, die ihren Körper verkaufen, sondern auch Studentinnen“, sagt sie. Die Mieten in Kiew sind bisweilen doppelt so hoch wie in München und die Stipendien sind karg. Viele Mädchen, sagt sie, kämen mit 17 zum Studium in die Stadt und ließen sich vom Glitzer blenden: iPods gehören ebenso zum Standard wie Taschen von „Gucci“, auch wenn sie nicht echt sind. Viele, so Anna, prostituieren sich für ihr neues Leben.

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Anstattsinn — Ein gut gelaunter Atheist im Interview

Montag, 10. November 2008 17:29

Die SZ Wissen hat ein Interview mit dem Naturphilosophen Bernulf Kanitscheider, der einem Sinn des Lebens entschieden abschwört und an der griechischen Philosophie orientiert einen gemäßigten Hedonismus die richtige Antwort auf die Frage unserer Existenz findet. Einige Missverständnisse werden dabei schön formuliert ausgeräumt (deshalb verdient dieser Beitrag auch trotz seiner Länge den Tag „Einfach gesagt“). Trotzdem bleibt bei mir ein gewisses schales Gefühl zurück. Geht die Suche doch weiter?

SZ Wissen: Also noch mal die Frage: Warum also sitzen Sie hier so gut gelaunt?

[…]

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Studentisches Augenlicht

Montag, 10. November 2008 17:12

Abgesehen davon, dass das viele Lesen an sich wohl nicht das beste ist, sind die Augen von Studenten noch einer Gefährdung ausgesetzt: Beim Kopieren von Büchern kann man (oder will aus Zeitgründen) den Deckel oft nicht schließen und beobachtet gelangweilt, wie der giftgrüne Lichtstrahl neben dem Buch hervorblitzt. Kein Wunder, dass der unterbeschäftigte Geist anfängt, sich zu wundern ob das wohl den Augen schadet. Viele Studenten sind überzeugt, dass man da besser nicht hinschauen sollte, und unternehmen verschiedene, teilweise lustige Gegenmaßnahmen. Wie eine Süddeutsche-Wissen Leserfrage aufzeigt aber zu unrecht — das Licht sieht gefährlich aus, ist es aber natürlich nicht:

Macht es wirklich blind, wenn man in den Lichtstrahl eines Kopierers guckt?
 
Das Gerücht ist alt, aber die Antwort lautet: nein. Kopiergeräte arbeiten mit Xenonlampen. Deren Lichtintensität beträgt bei einem hochwertigen Kopierer 400 Lux, die von normaler Zimmerbeleuchtung dagegen 750 Lux. Obwohl eine Tierversuchsstudie gezeigt hat, dass bei sehr langer und permanenter Bestrahlung bereits ab 400 Lux Schädigungen der Netzhaut auftreten können, schadet der normale Gebrauch eines Kopiergeräts weder der Horn– noch der Netzhaut. Das Gleiche gilt übrigens für die im Handel üblichen Scannerkassen.

Chris P. Lohmann, Mathias Maier, Klinik für Augenheilkunde rechts der Isar der Technischen Universität München

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Islamofaschismus

Freitag, 31. Oktober 2008 1:04

Noch in Stanford (genauer: vor der wunderschönen Landschaft im Yosemite Nationalpark, was sich durchaus etwas schräg angefühlt hat) hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund meines Professors dort. Er stellte sich selbst im wesentlichen als New Yorker Jude und Neo-Con vor. Und erklärte mir, dass er vor allem wegen der Außenpolitik zwei Mal Bush gewählt habe, und jetzt McCain wählen werde. Wichtig sei vor allem, dass ein Präsident die Bedrohung durch den islamischen Fundamentalismus erkenne und ernst nähme. Dieser wird in einer Serie mit Sowjetkommunismus und Nazi-Faschismus als Bedrohung der freien Welt gesehen und entsprechend auch als Islamofaschismus bezeichnet.

Angesichts einer offensichtlich starken emotionalen Bindung an Israel konnte ich diese Argumentation nachfühlen, wenn auch nicht teilen. Aber offensichtlich ist er mit dieser Einschätzung tatsächlich bei weitem nicht allein, wie ein Kommentar in der NYTimes aufzeigt. Und macht mit McCain wohl wirklich eine gute Wahl:

“The transcendent challenge of our time [is] the threat of radical Islamic terrorism,” Senator McCain said in a major foreign policy speech this year, adding, “Any president who does not regard this threat as transcending all others does not deserve to sit in the White House.”

That’s a widespread conservative belief. Mitt Romney compared the threat of militant Islam to that from Nazi Germany or the Soviet Union. Some conservative groups even marked “Islamofascism Awareness Week” earlier this month.

Bleibt nur, wirklich richtig auf Obamas Sieg zu hoffen. Ich möchte mir nicht vorstellen, was jemand im In– und Ausland anrichten kann, der im islamischen Terrorismus die alles überragende Herausforderung dieser Zeit sieht. Dabei dachte ich bisher, McCain sei relativ gemäßigt. Naja, relativ zu Bush stimmt das wohl auch…

Hier übrigens, was ein nicht-NeoCon zu diesen Gedanken sagt:

[…]

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Spam ist ein Verbrechen…

Mittwoch, 15. Oktober 2008 18:05

Herzlich willkommen in der Zukunft. Ich habe soeben das erste Mal über Spammer in der selben Weise berichtet gesehen wie über gute alte Verbrecher — im NYTimes-Newsletter vom 15.10.2008 (de volle Artikel hier):

Authorities Shut Down Spam Ring
By BRAD STONE
An international spam network was ordered to shut down, stopping what the authorities say was one of the most prolific spam gangs on the Internet.

Aber die Sache hat natürlich zwei Perspektiven — gerade gestern hat mir jemand von einem Freund erzählt, der in „E-Mail Mass Marketing“ arbeitet.

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Das dicke rote Buch

Mittwoch, 15. Oktober 2008 7:31

Ich hatte einige Male das dicke rote Buch erwähnt, das mich hier aus Stanford gleich nochmal in eine ganz andere Welt entführt hat. Nachdem es jetzt schon eine ganze Weile ausgelesen neben dem Bett liegt und immer noch schöne Erinnerungen und interessante Gedanken nachklingen ist es höchste Zeit, ein paar Details preiszugeben. Soviel jedoch vorweg: Es handelt sich um einer der besten Bücher, die ich je gelesen habe, und das will was heißen :-) Und es hat ein wunderschönes Cover…

The Hakawati“ von Rabih Alameddine, ein libanesisch-amerikanischer Autor (und anscheinend auch Maler). Ich wurde über einen NYTimes-Artikel zuerst aufmerksam und war neugierig auf ein Buch, das einer alten arabischen Tradition folgend viele kleine Geschichten in eine große Rahmenerzählung packt — man denkt gleich an Tausendundeine Nacht. Außerdem bin ich schon eine Weile immer hellhörig, wenn ich an zeitgenössische Berichte vom Leben in muslimischen Ländern herankomme.

Was ich beim Lesen erlebe ist im Wesentlichen: Fesselnde Unterhaltung, viel subtiles zwischenmenschliches Geschehen, einige kulturvergleichende Einsichten. Und eine beinahe philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema „Erzählen“ an sich. Und beinahe heißt hier: Das Thema wird nur am Rande abstrakt behandelt. Zu Beginn der Kapitel finden sich Zitate, die dann nachklingen und einen Rahmen schaffen, der dazu einlädt die beim Lesen erlebten Gefühle zu reflektieren. Das geht vom Anfang, einer herausfordernden Behauptung für Psychologen, die daran gewöhnt sind an die Grenzen der verbalen Mitteilung zu stoßen:

[…]

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