Beiträge vom September, 2007

Zynismus (II) – Umschleichen. Devil’s Dictionary

Freitag, 14. September 2007 18:12

Noch zu Schulzeiten habe ich auf einem Bücherflohmarkt ein Buch mitgenommen, das mich belustigt und fasziniert hat: The Devil’s Dictionary von Ambrose Bierce, laut Wikipedia 1911 veröffentlicht. Die Sprache ist teilweise ziemlich anstrengend, aber wenn man sich mit einem Wörterbuch (einem „echten“, meine ich) bewaffnet und durchgekämpft hat, hat man einige schöne neue englische Wörter und Feinheiten der Sprache gelernt, eine böse, aber bemerkenswerte Perspektive auf zwischenmenschliche Vorgänge gewonnen, in der manches ans Licht kommt was hinter den Dingen steckt und vermutlich das eine oder andere Mal herzhaft gelacht.

Manche Definition würde für heutige Leser (zumindest mich;-) gar nicht als zynisch durchgehen, sondern einfach als eine prägnante Zuspitzung von allgemein anerkannten Tatsachen. Möglicherweise ist da aber auch Sloterdijks Popularisierung des Zynismus am Werk?

Es bleiben jedenfalls genügend Gedanken, die noch nicht vollständig im Alltagsdenken angekommen sind. Im Folgenden eine kleine Auswahl:

[…]

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Zynismus (I) – Herantasten. Menschenähnlichkeit von Tieren

Montag, 10. September 2007 19:01

Ich lese gerade die „Kritik der zynischen Vernunft“ von Peter Sloterdijk. Ich habe das Buch vielleicht schon drei Mal angefangen und wieder weggelegt, wegen Mangel an Zeit und weil ich mich beim Lesen wirklich konzentrieren muss, das ist keine Lektüre für die müden Abendstunden…

Ein sehr spannendes Buch, das meiner Meinung nach ein zentrales Phänomen unserer Zeit sehr gut einfängt und mit „Zynismus“ einen Begriff findet, der nicht hundertprozentig passt (dazu ist Sloterdijks Definition zu sehr vom alltagsgebrauch entfernt) aber doch ziemlich gut. Und oft ist ein Begriff ja nötig, um etwas überhaupt wahrnehmen zu können.

Zu dem Buch jedoch und meinen Gedanken dazu in einem späteren Eintrag mehr. Hier erst mal ein Alltagsbeispiel. Oft sind Meldungen aus der Tierrechtsszene recht schreierisch, und manchmal schäme ich mich für die undifferenzierten Formulierungen von Inhalten, die mir selbst wichtig sind. Aber das hier könnte ich so unterschreiben. Und das Fazit „zynisch“ passt sogar zu der erweiterten, philosophischen Definition.

morgen abend, 19h, macht arte in der reihe „tierisch intelligent“, in der immer die intelligenz und „menschenähnlichkeit “ verschiedner „tiere“ beschworen wird, sympathiewerbung für schweine als organspender!

was zynischeres kann man sich ja kaum vorstellen.

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Imagine again – eine kleine Zeitungsnotiz zum Terror

Sonntag, 9. September 2007 0:51

Wie war das mit John Lennons „Imagine“? Stell Dir vor, es gäbe keine Länder? (Oder müsste man „Staaten“ übersetzen?) Auf jeden Fall würden wir dann keine solchen Zeitungsmeldungen lesen (der Teil, der mir aufgestoßen ist, von mir hervorgehoben):

German Police Arrest 3 in Terrorist Plot

The three Islamic militants arrested on Wednesday were in the advanced stages of plotting large-scale attacks against several sites frequented by Americans, officials said.

NYTimes-Newsletter vom 6.9.2007, „Top Stories“

Gerade vor kurzem hatten wir davon gesprochen, dass in der nationalen Presse Betroffene des jeweiligen Landes um einen vielfachen Faktor schwerer zu wiegen scheinen. Was so weit geht, dass verletzte Deutsche irgendwie berichtenswerter sind als sogar gestorbene Schweizer. Ganz zu schweigen von Afrikanern oder so…

PS: Gerade lese ich noch etwas weiter, der Artikel ist unglaublich lesenswert. Unsere (deuschen) Sicherheitsgesetze sind wohl europaweit unter den schwächsten, „in part because of Germany’s troubled 20th-century history“ – schön gesagt! Nur klingt das in dem Kontext eher bedauernd. Ich finde schon, dass wir ganz froh sein können, etwas gelernt zu haben. Die Erfahrungen mögen den Preis nicht wert sein (sie sind es bestimmt nicht), aber daraus lernen ist das Beste was wir heute machen können.

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Jazz… Hhmmm… (äh, Take Five)

Freitag, 7. September 2007 22:16

Das hier ist ein YouTube-Tipp und das Lied des Tages in einem. Außerdem könnte ich damit eine Serie „Angenehme Dinge“ eröffnen. Diese Serie zu erklären bedarf bald eines neuen Eintrages, nur soviel: Es hat was mit dem Studium zu tun, deshalb kann ich erst mehr dazu schreiben wenn ich ein lustiges Papier wieder in der Hand habe. Das Tag zur Serie heißt jedenfalls schöner: „La vita è bella“;-)

Ich möchte hier vorstellen: Take Five, gespielt vom Dave Brubeck Quartet. Mal wieder also ein Klassiker neu gehört und angeschaut. Genau, hier findet es sich auf Youtube.

Ein besonderes Vergnügen ist Joe Morello am Schlagzeug. Wunderbar, mit welcher Ruhe er die abgefahrenen Rhythmen hervorzaubert. Außerdem finde ich die Kleidung toll, und das Understatement des Saxophonisten. Vier Minuten Video, die die Zeit vielfach wert sind!

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Bipolare Störung bei Kindern – Pharma mal wieder

Freitag, 7. September 2007 12:43

Laut einem spannenden NY-Times-Artikel hat sich die Anzahl der mit der Bipolaren Störung (der veraltete Name „Manisch-Depressive Störung“ sagt mehr über die Symptome, noch mehr sagt Wikipedia) diagnostizierten Kinder und Jugendliche zwischen 1994 und 2003 vervierzigfacht! Danach ging der Anstieg allem Anschein nach weiter.

Man könnte sich natürlich freuen, dass mehr psychisch kranke Kinder endlich die Behandlung bekommen, die sie brauchen. Aber bei den Zahlen… Man könnte auch sagen:

Other experts say bipolar disorder is overdiagnosed. The term, the critics say, has become a catchall applied to almost any explosive, aggressive child.

NYTimes 4.9.2007 — Bipolar Illness Soars as a Diagnosis for the Young (Selbe Quelle auch für die folgenden Zitate)

Jedenfalls ist unklar, ob die Medikamente bei Jugendlichen ähnlich wirken wie bei Erwachsenen, und welche Nebenwirkungen sie haben. Getestet sind sie nicht. Klar ist, dass die Entwicklung die Pharmafirmen freut. Die Medikamente für Bipolare Störung sind ziemliche Hämmer, und kosten etwa 3–5 mal so viel wie Medikamente für „normale Störungen“ wie Depression oder Angst.

Ich erspare euch die genauen Medikamente, die am häufigsten dabei sind. Die meisten können mit den Namen nichts anfangen, und die anderen wird das kalte Grauen packen. In dem Artikel stehen sie.

Jedenfalls noch drei Anmerkungen:

Die Diagnose ist unsicher, und es ist unwahrscheinlich dass ein Kind, das die Störung diagnostiziert bekommt, sie auch als Erwachsener bekommt. Das ist ein bisschen seltsam, weil die Bipolare Störung eine starke genetische Komponente hat. Noch seltsamer ist, dass die Kinder später eher depressiv werden, was eine starke soziale Komponente in der Enstehung hat.

“From a developmental point of view,” Dr. March said, “we simply don’t know how accurately we can diagnose bipolar disorder or whether those diagnosed at age 5 or 6 or 7 will grow up to be adults with the illness. The label may or may not reflect reality.”

Most children who qualify for the diagnosis do not proceed to develop the classic features of adult bipolar disorder like mania, researchers have found. They are far more likely to become depressed.

Ungefähr die Hälfte der Kinder hat noch eine andere Diagnose, in der Mehrzahl ADS. Da treffen sich dann zwei unklare, „catch-all“-Diagnosen für „schwierige“ Kinder. Deshalb ein kleines Zitat und Fazit:

“These are kids that have rage, anger, bubbling emotions that are just intolerable for them,” Dr. Pavuluri said, “and it is good that this is finally being recognized as part of a single disorder.”

Vielleicht wäre es auch ganz gut, nach einem Grund für diese Gefühle zu suchen?

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Neues Windows

Dienstag, 4. September 2007 15:32

Meine Mutter hat sich einen neuen Laptop gekauft. Wir haben uns vorher beraten und auch ich war am Ende dafür, lieber einen „normalen“ Windows-Computer zu kaufen, nachdem auf den Computern in der Schule ja Windows drauf ist, sie manchmal auch mit Schülern im Computerraum arbeiten muss, im neuen Schuljahr sogar Computer-Einführungsstunden mit den „Kleinen“ gibt.

Also, der brandneue Acer. Sieht ganz hübsch aus, wenn man Grau-Anthrazit als Farbe mag. Und das neue Vista kommt in einem netten Bunt daher. Das ist auch ungefähr das einzig nette, was ich über die Erfahrung, das System einzurichten, sagen kann…

Vor der ersten Benutzung steht ein schreckliches Geklicke, und der Computer ackert als hätte er schon Jahre auf dem Buckel. Was muss der eigentlich noch machen, wenn das Betriebsystem doch eigentlich schon installiert ist?

Dann die erste Meldung, die nach der Installation aufpoppt: „Ihr System hat mehrere Sicherheitsrisiken“ — nur für den Fall, dass ich das noch nicht gewusst hätte;-)

Dann kommen 27 Updates. Dann muss ich mich mit der Trial-Software rumschlagen.

In der Wartezeit (und ärgerlicherweise unterbrochen durch regelmäßig nötige Neustarts nach der Installation oder Deinstallation von Programmen) wollte ich mir ein paar „Get a Mac“-Werbefilme anschauen, um mich zu beruhigen. Und muss feststellen, dass Microsoft klugerweise darauf verzichtet hat, Quicktime-Filme standardmäßg abspielen zu können. Die wissen warum :-)

Es gibt ein paar, die meine Erfahrungen der letzten Stunden so genau abbilden, dass ich sie hier verlinken muss. Schön der Reihe nach:

  1. Out of the Box
  2. Stuffed
  3. Willst Du wirklich?

Ah, jetzt geht es mir besser :-)

Die nächste Sache sind natürlich die Versionsunterschiede. Wir haben jetzt ja Vista, in der Schule ist noch XP drauf, das heißt schon wieder komplett anderes Layout und Benutzerführung. Machen wir jetzt das alte Office drauf oder das neue? Überhaupt, warum wird in den Schulen immer noch Microsoft Office verwendet und damit Schüler, Eltern und Lehrer in die teure Anschaffung einer Software gedrängt, die bestenfalls ähnlich gut ist wie z.B. das kostenlose OpenOffice (für Windows, Linux oder Mac, für Mac auch das darauf basierende NeoOffice). Und meiner Meinung nach deutlich schlechter als das sehr günstige SoftMaker Office, das ich hier Windows– und Linux-Nutzern wärmstens ans Herz legen möchte. 30-Tage-Testversion einfach mal ausprobieren!

Aber nochmal zurück zu den Versionsunterschieden: Ob es vor dem Hintergrund nicht klüger gewesen wäre, die Unterschiede zwischen Mac und Windows in Kauf zu nehmen und zu Hause ein stabiles, virensicheres System zu haben? Wir werden sehen…

Mehr Spaß hätte man jedenfalls mit dem Mac. Hierzu noch ein letztes, mein Lieblingsvideo von der Apple-Seite. Ich hoffe übrigens, dass es von denen so augenzwinkernd gemeint ist wie ich es verstehe…;-)

Homemovie – Better Results

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Stell Dir vor …

Sonntag, 2. September 2007 14:57

Es ist mal wieder Zeit für das Lied des Tages, eigentlich gestern auf einer Autofahrt gehört. Man traut sich ja gar nicht, manche Lieder zu Hause reinzumachen, so ausgehört kommen sie einem aus der Ferne vor. Und dieses gehört definitiv dazu, es ist geradzu prototypisch.

Dennoch bekomme ich immer wieder eine Gänsehaut, wenn ich mir den Text bewusst anhöre und „mitgehe“ will heißen dem Appell des Liedes folge. Es handelt sich um …

Imagine – John Lennon

Imagine there’s no heaven,

It’s easy if you try,

No hell below us,

Above us only sky,

Imagine all the people

living for today…

Imagine there’s no countries,

It isn’t hard to do,

Nothing to kill or die for,

No religion too,

Imagine all the people

living life in peace…

Imagine no possessions,

I wonder if you can,

No need for greed or hunger,

A brotherhood of man,

Imagine all the people

Sharing all the world…

Hm, wie fühlt sich das an? Alle Menschen leben fürs Heute, keine Länder, kein Besitz?

Und natürlich die schönsten verrückter-außenseiter-mit-idealen-mutmacher-Zeilen, die je gesungen wurden:

You may say I’m a dreamer,

but I’m not the only one,

I hope some day you’ll join us,

And the world will live as one.

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