Effekte der (Massen-)Tierhaltung auf Umwelt und Klima

Nachdem ich in letzter Zeit wieder einige Gespräche über Veganismus geführt habe, bin ich motiviert mich selbst mal wieder intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzten — ist es für mich doch eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Ich musste aber feststellen, dass in vielen Diskussionen mein Wissen aus der Lektüre zum Thema gegen widersprüchliches Wissen meiner Gesprächspartner steht. Ich unterstelle, dass es sich bei letzterem oft um die berüchtigten Selbstverständlichkeiten und Vorurteile handelt, die unsere Kultur unreflektiert weitergibt, und die in den letzten Jahrzehnten zusätzlich von verschiedenen Interessengruppen (vor allem aus der Landwirtschaftsindustrie) zusätzlich genährt wurden.

Natürlich muss ich das belegen, was in einem Gespräch sehr schwer ist — ich will ja nicht überallhin meinen dicken Bekehrungsordner „Vegane Fakten“ mitnehmen ;-)
In einer Serie meines Blogs zum Thema „Veganismus“ möchte ich deshalb die Quellen, die ich habe, nochmal raussuchen, hier die entscheidenden Stellen zitieren und Links zur Verfügung stellen.

Ich weiß, dass das einige Leser interessieren, anderen „tierisch“ auf die Nerven gehen wird (hihi) — und für viele vermutlich beides gilt. In diesem Sinne soll das hier einfach eine Einladung sein.

Weil ich darüber jetzt gerade in der ZEIT gestolpert bin, fange ich an einem Punkt an, der für mich bisher von eher nebensächlicher Natur war: Den Effekten der Tierhaltung (besonders natürlich der Massetierhaltung) auf Umwelt und Klima. Dazu gibt es nämlich gerade einen Bericht von der UN:

Bilder und Daten machen auf drastische Weise deutlich, was auch ein aktueller Bericht der UN-Ernährungsorganisation FAO beschreibt. Sein erschreckendes Ergebnis: Die globale Viehzucht ist ein Umweltverschmutzer ersten Ranges. »Bei den schwersten Umweltproblemen«, so der 400-Seiten-Report Lifestock’s Long Shadow, »gehört sie jeweils zu den wichtigsten zwei oder drei Faktoren.« Ob Verlust von wertvollem Boden, Klimawandel, Luftverschmutzung, Wasserknappheit, Wasserverschmutzung oder Rückgang der Artenvielfalt – überall sei der Einfluss der Viehzucht so dominant, dass »die Probleme umgehend angegangen werden müssen«, sagt Henning Steinfeld, Chef der Abteilung Viehzuchtpolitik bei der FAO in Rom und Hauptautor des Reports.

ZEIT online — Wirtschaft — Erderwärmung : Klimakiller ersten Ranges (Hervorhebungen von mir)

Besonders krass ist der Beitrag zur Klimaerwärmung:

Zählt man die Wirkungen aller Rinder, Schafe, Schweine und Geflügel zusammen, und berücksichtigt man dazu noch die CO2-Emissionen einer weltweit immer mehr industrialisierten Landwirtschaft, kommt man laut FAO zu einem »enormen Beitrag der Viehzucht am Treibhauseffekt«: 18 Prozent, mehr als der gesamte globale Verkehr und fast so viel, wie die USA in die Atmosphäre blasen.

ZEIT online — Wirtschaft — Erderwärmung : Klimakiller ersten Ranges (Hervorhebungen von mir)

Die Dimension ist erschreckend, deshalb auch noch kurz dieses Zitat, auch wenn es seinen Platz besser in einem der nächsten Artikel um den Themenkomplex Globale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Welthunger hätte:

Bereits jetzt ist fast ein Drittel der eisfreien Erdoberfläche mit Viehweiden bedeckt, und auf 33 Prozent der Ackerfläche wird Futter fürs Vieh angebaut. Allerdings liefert die zusätzliche Fleischproduktion nicht einmal einen Beitrag zur Ernährungssicherheit, weil die Tiere mehr Futter verbrauchen, als sie Fleisch produzieren: Ein Drittel der weltweiten Getreideernte landet in Viehmägen; jährlich verschlingt das Vieh 77 Millionen Tonnen Nahrung, die auch Menschen essen könnten.

ZEIT online — Wirtschaft — Erderwärmung : Klimakiller ersten Ranges (Hervorhebungen von mir)

Über den Artikel in der ZEIT hinaus noch ein paar Sätze zum Wasserverbrauch. Zum einen ist die Menge an Wasser, die zur Produktion unserer Nahrung nötig ist, unglaublich hoch. Deshalb ist das ein wichtiger Punkt zum Wassersparen. Wenn man da nicht anpackt kann man sich die Sparmaßnahmen im Haushalt echt sparen:

Ein durchschnittlicher Haushalt benötigt täglich nur rund 2 bis 5 Liter Wasser zum Trinken und 100 bis 500 Liter für alles andere im Haushalt (Duschen, Waschen usw.). Dies ist beinahe zu vernachlässigen gegenüber den 2000 bis 5000 Litern, welche für den Anbau der Nahrungsmittel einer
Durchschnittsfamilie täglich benötigt werden.

Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (SVV): Ökologie und Fleischkonsum

Dabei haben Fleisch und Milchprodukte eine um ein mehrfaches schlechtere Effizienz in der Wassernutzung als pflanzliche Nahrung. Eine sicher nicht von Veganern beeinflusste Quelle für diese Informationen ist das Stockholm International Water Institute (übrigens finden sich in unten zitierte Broschüre die selben Zahlen, die ich oben auf deutsch vom SVV zitiert habe):

The animal protein (milk, meat) produced with grain-fed beef is several times more water consumptive than the production of most other foods. Ironically, diet preferences in the most populated and water stressed regions are moving towards more meat, not less.

Stockholm International Water Institute (SIWI) Broschüre: Water
– More Nutrition Per Drop, S. 21

Hier die genauen Zahlen in einer schicken Tabelle. Ein Kubikmeter sind übrigens 1000 Liter.
Wasserverbrauch Landwirtschaft

Stockholm International Water Institute (SIWI) Broschüre: Water
– More Nutrition Per Drop, S. 21

Zum Schluss noch etwas erheiterndes, zumindest sosehr das in diesem Rahmen möglich ist. Leider geht es doch sehr stark ins Zynische. Denn die Forschung beschäftigt sich mit dem Problem des Methanausstoßes der Kühe:

Eigentlich ist das Problem seit Jahren bekannt. Besonders den rülpsenden Rindern rücken die Agrarforscher auf der ganzen Welt zu Leibe. Denn auch die Bauern stören die Winde aus der Kuh – nicht so sehr wegen des Geruchs, sondern weil ihre Tiere damit bis zu 20 Prozent ihrer Energie sinnlos fahren lassen. Diese Energie könnte besser in Fleisch– und Milchleistung umgesetzt werden. So experimentieren neuseeländische Forscher seit Jahren an neuen Futterpflanzen, um den Methanausstoß der Rinder zu senken.

ZEIT online — Wirtschaft — Erderwärmung : Klimakiller ersten Ranges

Wow. Da fehlen mir die Worte, deshalb als Fazit ein weiteres Zitat aus München:

Und Josef H. Reichholf, Evolutionsbiologe und Professor für Naturschutz an der TU München, nennt in seinem Buch Der Tanz um das goldene Kalb die Erde gar den »Planeten der Rinder«. Die Wiederkäuer sind für ihn durch ihre Symbiose mit dem Menschen die »dominante Lebensform«. Ihnen gehöre das meiste Land, der Mensch versorge sie mit allem, was sie brauchten, und opfere einen Gutteil seiner eigenen Lebensmöglichkeiten, um sie zu erhalten.

ZEIT online — Wirtschaft — Erderwärmung : Klimakiller ersten Ranges

Auch das ist natürlich irgendwie zynisch, weil die Rinder ja alles andere als um ihrer selbst willen in solchen Massen gezüchtet werden. Richtiger wäre also zu sagen:

Wir opfern einen Gutteil unserer Lebensmöglichkeiten (ganz abgesehen von den Lebensmöglichkeiten anderer Spezien) für den Konsum von Fleisch und anderen Tierprodukten. Wohl bekomm’s!

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Datum: Sonntag, 28. Januar 2007 0:21
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