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Lohnkampf der Tomatenpflücker

Donnerstag, 27. Dezember 2007 17:04

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich im Rahmen von Action 5 mit Handelsbeziehungen der globalisierten Wirtschaft, dort am Beispiel der Textilindustrie.

Angriffspunkt für unsere Aktionen dazu in Freiburg sind Verbraucher und der lokale Einzelhandel. Die Hoffnung ist, dass eine veränderte Nachfrage dieser beiden Gruppen die Zustände in der Herstellung verbessern kann.

Ein aktueller Artikel aus der NYTimes ist deshalb in doppelter Hinsicht interessant: Er beschreibt den Verlauf einer ähnlichen Aktion im ganz großen Stil: Aktionen eines breiten Bündnisses gegen bzw. mit McDonalds, Burger King etc., um bessere Arbeitsbedingungen für Tomatenpflücker zu erreichen.

Darüber hinaus liest sich der Artikel als wundervoller Überblick der verschiedenen Positionen zu liberalen oder regulierten Arbeitsmärkten. Ich zitiere einige interessante Passagen, gewürzt mit meinen Gedanken:

[…]

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Nur der schlechte Markt ist ein guter Markt

Mittwoch, 26. Dezember 2007 23:08

So, die Marktkritik geht weiter. Insgesamt brüte ich da gerade etwas aus, wie erwähnt steht ein Zwischenfazit meiner Kritikpunkte an Kapitalismus und freier Marktwirtschaft an.

Einstweilen aber nochmal ein Essay, das ich auch im Zunehmenden Grenznutzen posten möchte, nach Rücksprache mit Johannes, deshalb etwas verzögert. Möglicherweise wird die Version dort dann noch verbessert sein :-)

Hier aber schon (exklusiver Vorabdruck gewissermaßen) mein abendliches Werk:

Nur der schlechte Markt ist ein guter Markt

Unsere Zeit stellt uns vor eine Reihe von schwierigen Herausforderungen, angefangen von sozialer Ungerechtigkeit in Deutschland und global über ökologische Probleme bis hin zu sinkender subjektiver Lebensqualität trotz steigender Produktion und steigendem Konsum. Besonders aus Richtung der Wirtschaftswissenschaften hört man oft die These, die Probleme seien zu bewältigen, wenn der freie Markt besser funktionieren würde, was heißt: wenn man ihm staatlicherseits weniger Hemmnisse entgegenstellen würde, höchstens an der einen oder anderen Stelle einen Rahmen setzen.

Dem möchte ich provozierend entgegenhalten: Diese Probleme sind bisher nicht so stark aufgetreten, weil der freie Markt zwar existiert, aber nicht perfekt funktioniert hat. Und sie verschärfen sich mit der aktuell eigentlich immer freier werdenden Marktsituation. Dabei habe ich zunächst gar nicht den Staat als „Gegenspieler“ des freien Marktes im Blick, sondern natürliche, psychologische und geographische Markthindernisse. Es ist das verschwinden dieser Markthindernisse, das unsere globale Marktordnung in die genannten Schwierigkeiten hineinmanövriert, nicht das wachsen von Markthindernissen.

Ein perfekter Markt folgt bestimmten Regeln. So finden etwa Produktion und Konsum zu einem Gleichgewicht im Schnittpunkt von Angebots– und Nachfragekurve, der Preis für ein gleichartiges Gut ist überall gleich.

Demgegenüber weicht das Marktgeschehen eines nicht perfekten Marktes von diesen Regeln ab. Etwa weil der konkurrierende Anbieter eines Produktes dieses transportieren muss und damit teurer wird als der lokale Anbieter. Oder weil Konsumenten über ihre rationale Abwägung hinaus „irrationale“ Präferenzen zum Beispiel für einen vertrauten Anbieter haben.

Der mangelhafte Markt lässt also Lücken im regelhaften Systemablauf. Diese Lücken nun sind es, die ich spannend finde. Wir bekommen beigebracht, sie als Fehler und Probleme zu betrachten, der Idee folgend, dass die Marktteilnehmer – Menschen (!) – diese Lücken mit ihrem egoistischen Profit füllen, dass die Lücken somit zum Schaden der meisten Menschen wenige begünstigen. Sicher geschieht das.

Dennoch möchte ich dem entgegenhalten: Diese Lücken sind genau der Spielraum, in dem sich so etwas die ein positiver Unternehmergeist überhaupt entfalten konnte, nach dem heute so oft gerufen wird. Und diese Spielräume sozialer Verantwortung sind es, die das „System Kapitalismus“ so lange „geschmiert“ haben. Sie machten es möglich, dass Arbeitgeber sich über ihren eigenen Nutzen hinaus für ihre Angestellten verantwortlich fühlten. Oder dass sie ein Produkt anboten, das ihren eigenen Idealen von guter Ware entsprach, auch wenn der Kunde nicht in der Lage war, diese Qualität zu schätzen, oder erst nach längerer Zeit.

Wie sieht denn ein perfekter Markt wirklich aus? Er erzeugt einen großen Druck auf die Unternehmer, eliminiert die oben beschriebenen Spielräume. Ein zu teures oder qualitativ mangelhaftes Produkt wird gemieden und verschwindet vom Markt. Produkte werden in genau den Eigenschaften optimiert, auf die Konsumenten beim Kauf achten, andere als „unerwünschte Qualität“ (übrigens tatsächlich ein feststehender Begriff aus der BWL!) fallen gelassen, weil zu teuer.

Und so lange nicht Konsumenten beim Kauf die sozialen Eigenschaften des Unternehmens stark berücksichtigen, fallen unter diese unerwünschten Qualitäten genau die Aktionen sozial verantwortlichen Unternehmertums, nach denen so sehr gerufen wird. Sie kosten nämlich etwas.

Dass die Nachfrage sich in naher Zukunft derartig verändern wird, halte ich für sehr unrealistisch. Zu deutlich sind mir die Anzeichen, dass aus einer diffusen Angst, abgehängt zu werden, jeder einzelne im Gegenteil immer stärker seinen persönlichen Vorteil im Blick hat.

Diese Angst und diesen Egoismus übersetzt ein besserer, „freierer“ freier Markt immer unmittelbarer in die Gestalt des wirtschaftlichen Geschehens. In einem perfekten Markt bekommt man gewissermaßen direkt nach was man fragt. Auch wenn man nach etwas fragt, was sich in größeren Zusammenhängen denkend als ziemlichen Blödsinn erweist.

Was also tun? Die beschriebene Entwicklung des Marktes scheint mir wenig mit politischen Bedingungen zu tun zu haben, eher sich fast naturgesetzartig aus gewachsenen technischen Möglichkeiten unserer Zeit zu ergeben. Im Zusammenspiel vielleicht mit einer Gesellschaft, in der zuerst und zumeist an sich selbst zu denken zunehmend fast als Tugend betrachtet wird.

Dennoch bin ich der Meinung, dass politische Regulierungen eine gewisse Linderung verschaffen können, sie besänftigen ein wenig den Egoismus. Es ist so viel leichter, einen politischen Mehrheitswillen gegen Käfighaltung von Legehennen zu entwickeln als den Willen der selben Menge von Individuen, im Supermarkt die doppelt so teueren „tierfreundlichen“ Eier zu kaufen.

Um am Ende etwas metaphorisch zu werden: Ein freier Markt liefert insgesamt, wonach viele Einzelne fragen. Die Probleme unserer Zeit machen es aber nötig, nach bestimmten Dingen gemeinsam zu fragen. Wie genau? Den Markt mit mehr Gesetzen regulieren? In manchen Bereichen ganz auf Marktmechanismen verzichten? Ich weiß es nicht. Einen Weg zurück in die letzten Jahrzehnte, in denen die Fehler des Marktes sein Funktionieren ermöglicht haben, sehe ich jedenfalls nicht.

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Verbrauchersiegel

Dienstag, 25. Dezember 2007 23:22

Ein grundsätzliches Problem der Marktwirtschaft, in der wir leben, ist eine Asymmetrie der Organisation zwischen Konsument und Produzent. Ich meine damit, dass offensichtlich Firmen immer größer werden, aber Konsumenten weiter eine unwillentliche und unstrukturierte Masse von einzelnen bleiben.

Die Folge ist naheliegend: Im grundsätzlichen Interessenkonflikt zwischen dem Konsumenten, der ein möglichst gutes, seinen Wünschen entsprechendes Produkt zu einem möglichst geringen Preis möchte, und dem Produzenten, der möglichst viel Gewinn, also viel Erlös für wenig Einsatz, haben möchte, in diesem Interessenkonflikt gewinnen die Produzenten an Macht. Können als große Organisationen viel effektiver Informationen verarbeiten und nutzen, gezielt Einfluss auf Politik und öffentliche Meinung nehmen und so weiter. Es fällt einem großen Unternehmen viel leichter, die Zahlungsbereitschaft und psychologischen Schwachstellen, Macken und Bedürfnisse der Konsumenten auszuloten und auszunutzen als umgekehrt dem einzelnen Konsumenten, sich ein genaues Bild von dem zu kaufenden Produkt in seinen Qualitätsmerkmalen und Entstehungsbedingungen zu machen.

Diese Lage ist lustigerweise einer der wenigen Punkte auf meiner Kapitalismus-Kritik-Liste (die in ihrem derzeitigen Stand zu veröffentlichen eines meiner nächsten Projekte ist) den ich für nicht grundsätzlich halte. Der also auch in einer Marktordnung anders sein könnte. Warum das System sich trotzdem so entwickelt hat, wie es heute ist, bleibt eine spannende Frage.

Ebenso spannend ist es, den Erfolg von kleinen Gegenbewegungen zu verfolgen. Von der Idee her fällt hierunter jede Form von Verbraucherorganisation, also etwa Gütesiegel, die dem Konsumenten einen Teil der Aufgabe abnehmen, genau nachzuprüfen ob das erworbene Gut seinen Ansprüchen entspricht.

Erfolgreich scheint in der Hinsicht gerade das Bio-Siegel zu sein, auch wenn sich die Meldungen häufen, dass seine Bestimmungen immer noch leicht zu unterlaufen sind und mit das Siegel durchaus auch Lebensmittel tragen, deren Herstellung dem Geist von „Bio“ widersprechen — etwa wenn massiv mit Kupfer gegen Schädlingsbefall an Obst vorgegangen wird.

Trotzdem besser als Alternativen, etwa das „QS — Qualität und Sicherheit“-Siegel. Dieses Siegel aus dem Lebensmittelbereich steht in der Kritik wegen einem Punkt, der mir besonders am Herzen liegt: Tierschutz. Die PETA hat Photos und Informationen zu den Zuständen in zertifizierten Bauernhöfen (bzw. Agrarfabriken) veröffentlicht. Die Details sind in einem Spiegel-Online-Artikel zu lesen, aus dem ich im Folgenden zitieren möchte, was das Problem des Siegels ist:

[…] gegründet wurde die „QS Qualität und Sicherheit GmbH“ vom Deutschen Raiffeisenverband, dem Deutschen Bauernverband, den Verbänden der deutschen Fleischindustrie, der Handelsvereinigung für Marktwirtschaft und nicht zuletzt von der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) — allesamt Vertreter der durchrationalisierten, konventionellen Landwirtschaft.

[…] im Gegensatz etwa zum Bio-Siegel sei QS kein staatliches Prüfzeichen, die Industrie prüfe und verleihe es sich selbst. „Das ist automatisch die Schwäche dieses Siegels, wenn die Produzenten selbst ihre Standards und Kontrollsysteme festlegen“, kritisiert Höhn.

Und das hat Folgen, sowohl was die Kriterien als auch deren Überprüfung angeht. „Die Bauern wollten sich nicht in die Karten sehen lassen und haben deshalb alles blockiert, was eine transparente Herkunftssicherung für den Verbraucher möglich gemacht hätte“, sagt auch ein Landwirtschaftsexperte, der sich jahrelang mit Qualitätssicherungssystemen beschäftigt hat. Außerdem gebe es keine neutralen Zertifizierungsstellen, die Prüfer würden von den Bauern selbst bezahlt. „Scharfe Überprüfungen lohnen sich für die Labore nicht, weil sie dann beim nächsten Mal keine Aufträge mehr bekommen.“ QS dagegen verweist darauf, mit anerkannten Instituten wie etwa dem TÜV zusammenzuarbeiten.

Also: Es handelt sich grundsätzlich nicht um eine Verbraucher-, sondern um eine geschickt getarnte Produzentenorganisation, was schön den von mir anfangs gemachten Punkt der Machtungleichheit illustriert. Und es krankt an der Schwierigkeit, dass der geprüfte für die Prüfung bezahlt, und der Prüfende zwischen den Interessen seines Auftraggebers und des fernen Kunden abwägen muss.

Jenseits von staatlichen Regelungen wie dem Bio-Siegel scheint also noch keine Verbraucherorganisation in Sicht. Ich fände es sehr spannend, ob einer meiner volkswirtschaftlich gebildeten Leser mir das erklären kann.

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Wahlen in Russland

Samstag, 17. November 2007 12:49

Gerade lese ich zu meinem Schrecken im NYTimes-Newsletter, dass die russischen Parlamentswahlen am 2. Dezemeber ohne die Wahlbeobachter der OSZE stattfinden werden. Die Wahlbeobachtungsgruppe hat sich wegen zu starker Einschränkungen der Arbeit zum Rückzug entschlossen. Das ist natürlich ein bisschen politischer Poker. Dennoch: Die ersten russischen Wahlen ohne Wahlbeobachter seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, und voraussichtlich eine überwältigende Mehrheit für Putins Partei.

The group, the Office for Democratic Institutions and Human Rights, or O.D.I.H.R., cited what it called unacceptable Russian demands to limit the mission’s size, making it impossible to determine whether the elections are marred by fraud. It also noted the failure on the part of the Russian authorities to issue visas for its advance team, with only two weeks to go before the vote. The Warsaw-based group said in a statement that Russia had so curtailed its work that it would be “unable to deliver its mandate under these circumstances.”

Beim Wahlbetrug geht es ja nicht nur um verschwundene oder nicht gezählte Wahlzettel (bei der ersten Präsidentenwahl mit George W. Bush). Sondern in Russland vor allem um Versammlungs– und Pressefreiheit für die Oppisition:

The observers evaluate opposition groups’ freedom to assemble, campaign and gain access to news media throughout the former Soviet Union. In Russia, the Organization for Security and Cooperation in Europe, or O.S.C.E., concluded in a statement that “the authorities of the Russian Federation remain unwilling to receive O.D.I.H.R. observers in a timely and cooperative manner.”

Dabei können die Wahlbeobachter durchaus etwas bewirken. Aber vermutlich ist das genau der Grund, warum sie nicht arbeiten dürfen und der Kreml lieber den Rückzug der Beobachter und einen Pauschalverdachtin Kauf nimmt als konkrete Hinweise auf Manipulationen veröffentlicht zu haben

O.S.C.E. statements drawing attention to rigged elections in Georgia, Ukraine and Kyrgyzstan became catalysts for protests that overthrew entrenched autocratic governments in the so-called “color revolutions” of 2003 through 2005. The Kremlin has characterized these movements as a threat to regional stability and its own power.

Trotzdem macht die Entwicklung mir insgesamt ziemlich Angst. Und ich wundere mich über den unproblematischen Umgang unserer Regierungschefs mit Putin.

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Choices are bad

Sonntag, 11. November 2007 22:21

… und andere Weisheiten aus der Welt der Wirtschaftswissenschaften. Nach langer Zeit freue ich mich, mal wieder einen Youtube-Tip bekanntmachen zu können: Principles of economics, translated – ein junger WiWi-Dozent, der die zehn Prinzipien der VWL (die mir selbst aber zugegeben noch nie in der Form begegnet waren) in die Alltagssprache übersetzt. Und dabei nicht versäumt, auch aufzuzeigen wo die ökonomischen Prinzipien aus der Perspektive des Alltagsverstandes entweder absurd oder trivial sind.

Knackig, lustig, teilweise wirklich nachdenkenswert und auf jeden Fall unterhaltend.

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Noch mehr Wasser

Samstag, 10. November 2007 16:41

Jetzt hat mich das Wasser-Heft des Fluters komplett gepackt (siehe auch den letzten Eintrag).

Super spannend sind auch technische Entwicklungen zum Umgang mit Wasser, die dort vorgestellt werden. Etwa eine Trennung und unterschiedliche Aufbereitung der verschiedenen Abwässer im Haus.

Oder ein Strohhalm, der das Wasser filtert und damit ermöglicht, im Notfall auch unreines Wasser zu trinken. „Life Straw“, heißt das Ding. Viele Hilfsorganisationen verwenden ihn schon. Ist mit drei Dollar sogar ziemlich billig, und hält ein Jahr lang. Für die Ärmsten (die ihn am nötigsten bräuchten) natürlich immer noch unbezahlbar.

Sehr spannend auch – allerdings zum selber-nachlesen, ich mag das nicht zusammenfassen – ein Artikel über die Kulturgeschichte des Wassers. Es ist eine erstaunliche Leistung und die Basis unserer gesellschaftlichen Existenz, eine kontinuierliche Versorgung (und vor allem auch Entsorgung) mit Wasser zu bewerkstelligen.

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Fluter Wasser-Heft

Samstag, 10. November 2007 15:22

Ich bin ein Fan des Fluter-Hefts, ein Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Die haben immer Themenhefte, in denen ansprechend verpackt, aber deswegen nicht oberflächlich, aktuelle Probleme und politische Richtungsfragen aufbereitet werden. Man kann die Hefte kostenlos per Post bekommen oder auch im Internet herunterladen.

Im letzten Heft ging es um Wasser. (Hier als pdf. Es lohnt sich wirklich! Ihm entstammen alle im Folgenden zitierten Zahlen und Fakten) Daraus ein kleine Randnotiz: Dass Leitungswasser in Deutschland ziemlich gut ist, weiß man. Dass mann auch Leitungswasser bekommt, wenn man manche Flaschenwässer kauft, wusste ich nicht. Fluter nennt als Beispiele Bonaqua (gehört übrigens Coca-Cola) und Aquafine (PepsiCo). Immerhin: Das Leitungswasser der jeweilgen Abfüllorte wird mit Mineralien und Kohlensäure angereichert.

Und noch eine echte Meldung: Für die globale Diskussion über Wasserknappheit verbreitet sich der Begriff des „virtuellen Wassers“, Wasser das zur Herstellung eines Produktes nötig ist, das beim Verbraucher gar nicht nach Wasserverbrauch aussieht.

In einer Tasse Tee stecken etwa 30 Liter, in einer Tasse Kaffee 140 Liter Wasser. Ein Problem ist, dass besonders wasserarme Länder häufig wasserverschlingende Exportgüter haben. Das liegt daran, dass dort häufig Wasser noch nichts kostet. Wir Industrieländer, mit Wasser ohnehin gut ausgestattet, bereichern uns also — böse und platt gesprochen — am Wasser der Entwicklungsländer. 53 Prozent (!) des in Deutschland verbrauchten „virtuellen Wassers“ werden importiert, neben Japan und Italien importieren wir am meisten.

Und nochmal eine kleine Rückkehr zum Veganismus-Themenkreis: Das Thema habe ich ja schon behandelt. Aber die Zahlen aus dem Fluter sind krass: Ein Kilo Rindfleisch enthält 16 000 Liter virtuelles Wasser. Insgesamt gibt Fluter an (Quellen für den Artikel sind die Wasserstiftung und UNDP), ein Vegetarier verbrauche 2,4 Kubikmeter Wasser weniger pro Tag als ein Fleisch essender Mensch. Das sind übrigens 24 000 Liter.

Go Vegan! :-)

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Ein Beitrag über das Nichts: Viren für Mac

Donnerstag, 8. November 2007 22:11

Ich möchte dieses Blog nicht zum Platz für Technik-Debatten werden lassen, und noch weniger für Mac-Propaganda. Aber ein roter Faden hier soll ja sein: Themen, die viel diskutiert werden und nie beigelegt. Normalerweise versuche ich das durch Fakten zu tun (siehe etwa „Effekte der Massentierhaltung auf Klima und Umwelt“).

Beim Thema „Viren für Mac“ geht das aber nicht – man kann die Hacker schlecht fragen, warum sie keine Mac-Viren schreiben. Vielleicht kann ich dennoch zur Klärung der Frage beitragen. Als Anlass sowie als Quelle von Argumenten nehme ich den von mir sehr geschätzten Technik-Kolumnisten der NYTimes, David Pogue.

Die Grundpositionen sind zum einen „Mac ist so sicher, es ist unmöglich (oder extrem schwierig) Viren für Mac zu schreiben“, zum anderen „Es gibt einfach so wenige Macs, dass es sich nicht lohnt Viren für Mac zu schreiben“.

Diese Frage stellt sich David Pogue so, gefolgt von zwei Antworten seiner Leser:

How come there are still no viruses for Mac OS X? If it has 6 percent of the market, shouldn’t it have 6 percent of the viruses?

–„It’s not that writing an Apple virus is particularly hard. It’s that writing a Windows virus is so easy. The holes are known, as are the methods of delivering payloads through them. “200,000 viruses a year” number is mostly just variations on exploiting the 5 ports that Microsoft left open in Windows XP by default.

In comparison, writing a Mac virus would require real work on the part of the hackers. This eliminates the Script Kiddies.“

–„The lack of viruses on a Mac isn’t because of a small market; creating a working virus on a Mac would be a major feat. Any virus maker would get instant recognition and accolades from his or her peers.

Rather, it’s that Mac OS X is from a Unix heritage, and Unix has been designed to safely share resources amongst a number of users.“

Für die „Wenig-Macs“ These sprach aus meiner Sicht lange, dass der Marktanteil ja nicht nur Einfluss auf die erreichbaren Computer hat, sondern auch auf die Verbreitungsmöglichkeiten, d.h. ein kleiner Marktanteil schützt überproportional. Und wenn man Virenprogrammierer als ökonomisch motiviert sieht (was sicherlich viele sind) erklärt das viel.

Allerdings finde ich das Argument der psychologischen Motivation, das in der zweiten Antwort angesprochen wird sehr gewichtig. Die angebliche Unverwundbarkeit des Mac müsste für Hacker eine Motivation darstellen, die das ökonomische Desinteresse mehr als aufwiegt. Und somit bleibt als Erklärung eigentlich wirklich nur die extrem sichere Architektur des Systems.

Da muss man nicht mal die Verschwörungstheorie-These bemühen, dass wenn es möglich wäre Microsoft schon längst einen Mac-Virus in Umlauf gebracht hätte – was ich im übrigen auch gar nicht so abwegig finde, vor dem Hintergrund wie massiv Apple gegen Windows mit dem Virenargument wirbt.

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Brecht über Ausbeutungsbereitschaft

Dienstag, 6. November 2007 23:51

Gerade habe ich mal wieder Brechts Keunergeschichten entdeckt. Manche schon sehr direkt, die Botschaft mit der Faust aufs Auge und so. Und damit mehr Politik als Kunst. Viele aber auch sehr deutungsoffen. Und manche bei aller Klarheit der Botschaft trotzdem einfach schön.

So ist hier das Thema Ausbeutung mal von einer ganz anderen Warte aus betrachtet:

Dadurch, daß die Menschen heute zum Schaden des einzelnen ausgebeutet werden und dies also nicht wünschen, darf man sich nicht darüber täuschen lassen, daß die Menschen es wünschen, ausgebeutet zu werden. Die Schuld der sie zu ihrem Schaden Ausbeutenden ist um so größer, als sie hier einen Wunsch von großer Sittlichkeit mißbrauchen.

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Solarenergie — mal die Regierung toll finden (die Alte!)

Dienstag, 6. November 2007 17:10

Man schimpft oft genug über die Regierung und den Staat, und noch öfter hört oder sieht man geschimpft. Manchmal tut es gut, sich daran zu erinnern was gut läuft. Oder lief. Denn wie mir vor kurzem aufgefallen ist: Die Anzahl und das Gewicht der Dinge, die ich unter Rot-Gründ gut laufen fand sind deutlich höher als jetzt gerade. Zum Beispiel das hier. David Pogue schreibt in der Technik-Kolumne über Solartechnik und über Solarehäuser. Es gibt einen großen Wettbewerb, in dem die Uni Dortmund gerade den ersten Platz gewonnen hat. Das hast auch was mit den deutschen Gesetzen zu tun, schreibt Pogue:

Maybe it’s no surprise; Germany is really into solar power. By German law, if you have solar panels, the power company must buy any excess electricity you generate. As a result, families routinely pocket a handy $100 or $150 a month—from the local utility. There’s a gold rush for roof space, and solar technology is a red-hot market. It’s brilliant.

In Amerika kann man übrigens (abgesehen von wenigen regionalen Regelungen) seinen Strom überhaupt nicht einspeisen, sondern sich nur selbst versorgen. Schade.

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